
Caunes 2015
Gisela geht – zum Tod unserer Schwester Gisela in Lespinassière am 16.9.2025
Diesen Beitrag könnt ihr betrachten als:
– Einen Bilderbogen zum (sehr langen!) Scrollen zu einigen Lebensabschnitten von Gisela. Zu benutzen wie ein riesen-langer Leporello – zur Erinnerung immer mal ein paar Bilder und Texte betrachten/lesen!
– Eine lange Bilder-Geschichte von drei eng verbundenen Schwestern, die sich nun damit abfinden müssen, nur noch zu zweit zu sein.
– Eine Frauenbiografie mit Anworten auf die Frage, was es ausmacht, 12 Jahre später geboren zu sein als 1937.
Danke von Giselas Familie an die Einwohner von Lespinassière!
Merci beaucoup aux habitants de Lespinassière de la famille de Gisela d’Allemagne!

Abendhimmel über Lespinassière am 9.9.25
Am 18.September verabschiedete sich das Dorf, in dem unsere Schwester und ihr Mann Gerd mehr als 25 Jahre gelebt haben, so wie Gisela sich das gewünscht hat:
Kein Pomp mit Kränzen und Bouquets, sondern Blumen und Grün aus der Natur, Musik von ihrem Mann Gerd, mit nachbarschaftlichen Gesprächen, Gesängen und einfach einem guten Beisammensein.

17. Oktober 2024 – Sie wollte gern mit uns ihren 87. Geburtstag vor-feiern
Wir sind alle sehr traurig, aber auch froh, noch viele gute Gespräche mit ihr gehabt zu haben. – Wenn etwas endet, fragt man gemeinsam danach, wie es angefangen hat.
Für Gisela am 29.10.1937. Hier ist sie als kleine Maus (ganz rechts mit dem sogenannten Russenkittel) mit ihrer Mutter Alwine, Bruder Eberhard und Schwester Helga.

Etwa 1942/43 Stuttgart
Die kleine Ziege (ich) wird erst 1949 dazukommen. Da ist die Familie aber schon nicht mehr in Stuttgart, sondern in Dersum.
Über diesen Ort und wie die Menschen sich damals (also im Krieg und der Nachkriegszeit) dort verhalten haben, ihaben wir in der Klinik in Carcassonne, in der Gisela zum Schluss liegt, noch viel gesprochen.

Alwine und Gisela in Dersum
Besuch in Dersum, etwa 1959:
Von links: Eberhard (1935-2020), Irmgard (momo:ich) (1949), Gustav (1910-1960), Alwine (1913-2018), Gisela (29.10.1937-16.9.2025), Helga (1940)
Knapp 60 Jahre später, am 27.5.2018, dem 105ten Geburtstag unserer Mutter. Von links: Gisela, Helga, Alwine, Eberhard, Irmgard

Treffen in Lespinassiére, 22. März 2022
Gisela geht – eine Drei-Schwestern-Geschichte
Gisela hat in vielen freundschaftlichen und familieren Bezügen gelebt. So gibt es aus verschiedenen Perspektiven allerlei Geschichten und Andenken. Zum Beispiel die Gisela-Gerd-Frank-Julia-Anthony-Geschichte.
Hier fällt mir dazu gleich der kleine Feuerwehrhauptmann ein, der keine Angst hatte. Oder die Lespinassière-Geschichte mit Muguette, die mit heller Stimme „Coucou“ ins Haus ruft.

Frank
Aber diese Geschichten müssen andere erzählen, die sie besser kennen. Ich bin hier zuständig für die Geschichte von den drei Schwestern.
Sie beginnt in Dersum und endet in Lespinassère und Carcassonne. Na ja, ein bisschen beginnt sie auch in Stuttgart, aber von dort muss die damals fünfköpfige Familie nach Dersum,
wird im Emsland als einzige evangelische Familie in einem sehr katholischen Dorf nicht besonders freundlich willkommen geheißen.
Gisela äußert in Carcassonne die späte Hypthese, das Verhalten diverser Mitmenschen dort habe sie endgültig zur Atheistin gemacht, denn der Widerspruch zwischen bigotter Frömmigkeit und gehässigem Verhalten gegenüber den Flüchtlingen sei ihr sogar schon als Kind und Jugendliche sehr zuwider gewesen. Zudem hätte sie viele Rituale nicht gekannt und es gibt eine Geschichte von der kleinen Gisela, die aus dem Fenster im 1. Stock eine Fronleichnamsprozession sieht und ruft: „Mama, ist das der Bischof mit die lange Gardine?“ Das wurde natürlich übel genommen und obwohl unser Vater im Dorf den Arzt (er war als Sanitäter ausgebildet) und den technischen Hilfsdienst gab (er war so ein Mensch, der so ziemlich alles konnte), wurde die Familie oft geschnitten und gehässig behandelt. Gisela äußert noch in diesen Tagen ihm gegenüber Hochachtung, dass er darüber nicht bitter und ungerecht geworden sei. Dersum war eine einigermaßen traumatisierende Erfahrung für die Familie.

Gustav, etwas verfleddert, denn das Bild trug unsere Mutter jahrzehntelang mit sich herum

Gisela in Makkum, August 2023
Unsere Mutter (neuntes von zehn Geschwistern aus dem Meller Land) eigentlich im Dauerclinch mit ihrer Schwiegermutter Luise (eine selten gefühlskalte Person, die ihre Zuneigung zu ihrem einzigen Sohn zeigte, indem sie alle anderen schlecht machte). Unser Vater, der zwischen allen Stühlen es allen Recht machen wollte, der immer noch eine findige Idee zum Überleben entwickelte. Unser Bruder, entwurzelt und verunsichert, die Angst vor und im Krieg. Die Schwestern, die zusammenhielten, es aber in der feindlichen schulischen und dörflichen Umgebung schwer hatten. Die weiterführenden Schulen eine halbe Tagesreise entfernt, mit dem Rad, mit dem Zug, zu Fuß. Schulgeld für alle drei Kinder, das die Familie eigentlich gar nicht aufbringen kann. Und dann 1949 auch noch das kleine Nachkriegsunglück : Ich, noch ein Geschwisterchen! Unsere Mutter hat noch kurz vor ihrem Tod 2018 erzählt, dass sie angesichts der Situation ein verschämt-verdecktes Abtreibungsangebot bekommen habe, unser Vater sich aber vehement dagegen gestemmt habe. Wir Drei sind uns einig, dass unser Vater Gustav schon eine gradlinge Figur war und wir ihm Hochachtung schenken. 1953 kommt die Familie (endlich weg von Luise!) nach Lingen, wo unser Vater im Sanitätsdienst des Gefängnisses an der Kaiserstraße tätig ist. Eine Reise nach Stuttgart (Sehnsuchtsort, zu dem wir nicht zurückkehren können) zu den früheren Nachbarn 1959 gelingt noch. Februar 1960 erkrankt Gustav an Kehlkopfkrebs und stirbt am 29. Oktober 1960, an Giselas dreiundzwanzigstem Geburtstag.
Die Tatsache, dass unser Vater von seiner Krankenversicherung „ausgesteuert“ wurde (eine vornehme Bezeichnung dafür, dass er eine einmalige Abschlusszahlung und dann nichts mehr bekommt), bedeutete, dass seine Familie die vielen erfolglosen Operationen zwar von den Kliniken in Eppendorf und dann der Stadt Hamburg gestundet bekam, aber gleichwohl abstottern musste. Die großen Schwestern gingen Hemden nähen bei Lincron (das ist, wo heute die Stadtwerke in Lingen sind) und der eine Studierende in der Familie (Eberhard in Lübeck) ernährte sich häufig von Bananen aus dem Freihafen und schrieb Karten mit dem Text: „Geld reichte gerade für die Sargnägel!“
Ich bin der festen Überzeugung, dass meine beiden Schwestern – ähnlich spät geboren wie ich, mit Honeffer Modell, Bafög, ohne Schulgeld an weiterführenden Schulen – studiert hätten und Gisela eine gute Ärztin geworden wäre. Darum finde ich den Spruch von der „Gnade der späten Geburt“ (Kohl in Anlehnung an Günter Gaus) auch so schräg. Gut: Meine Geschwister sind nach 1930 geboren und mussten sich wegen ihrer Jugend nicht bewusst gegen (oder gar für) den Nationalsozialismus entscheiden. Aber: Sie sind früh genug geboren, um die Folgen des Nationalsozialismus und des Krieges als junge, ungefestigte Menschen ausbaden zu dürfen und das in einer Art und Weise, die absolut lebensbestimmend war.
Das Klima noch der 60er Jahre war so, dass wir uns ständig geschämt haben: Für unsere Armut, unsere Möbel, unsere Kleidung, unsere Ungebildetheit, gar dafür, dass wir keinen Vater mehr hatten. (Dabei sind wir Drei bis heute überzeugt, dass seine ständige ungeschützte Röntgentätigkeit im „Knast“ – die Bleischürze endete bei dem großen Kerl oberhalb der Bruswarzen – unseres Vaters seinen Kehlkopfkrebs mit verursacht hat) . Ich war dabei noch in der priviligierten Rolle, beschützende und helfende Geschwister zu haben. Jedes Tanzstundenkleid, das ich stolz trug, war von Gisela geschneidert, die 90 Mark für den Kurs vom Bruder, jedes Buch von Helga.
DAS könnte man als solch eine Gnade der späten Geburt bezeichnen! Als ich zur Schule ging, kostete sie kein Schulgeld mehr und ich bekam sehr bald Stipendien und einen Job an der Uni.

Giselas grüner Daumen
Gisela engagierte sich beim Roten Kreuz und wurde später die Heilkräuterfrau eines südfranzösichen Dorfes. Das ist eine ganz andere Karriere, aber nicht weniger achtbar als mein schwacher Versuch, mich mein Leben lang für die Schule für ALLE zu engagieren. Wir Drei sind uns treu geblieben und nah. Was uns immer verbunden hat, war die Liebe zu Pflanzen. Das – wie wir ironisch sagten – Garten-Gen ist weitergewandert in die nächste Generation: Giselas Tochter Julia, meine Tochter Julia…und das Näh-Gen ebenfalls. Das Technik-Gen hat eher die Herren getroffen.
Gisela und die Pflanzen

Marché à Lespinassière

Foto auf dem Hund: einmal im Jahr nach Emsbüren zur Emsflower

So aber bitte nicht!

Giselas berühmte Pomade de souci (Ringelblumensalbe)
2000 ziehen Gisela und Gerd nach Lespinassière. Dieser kleine Ort wird ganz und gar ihre Heimat und die ganze Familei kommt sie gern dort besuchen.

Zehnjähriges Jubiläum in Lespinassère
Sie feiern dort auch ihre Diamantene Hochzeit

Kleiner Scherz: bitte drehen

Kuchen von Beatrice

Schön vorsichtig schneiden!
Gisela und die Katzen

Immer ein Tier-belebter Haushalt

Auf unserem Autodach ist’s schön warm

Lespinasssière: Rechts die Schule (jetzt épicerie), links der Tour, hinter dem Gerd und Giselas Haus liegt
In Lespinassière werden die beiden tout francais. Dazu gehört die Liebe zum Pique-Nique.

Pique-nique mit Freunden am 11. Juni 2016 (Gerds Geburtstag) v.l.: Gerd, Henner, Beatrice, Hans-Georg, Harry, Anke, Gisela
Und weil Gisela zu Anfang einmal gefragt hat, was sie beisteuern kann…wird sie zur Großpoduzentin von Gateau foret noire (Schwarzwälder Kirschtorte). Sie entwickelt sogar eine Technik, die Torte transportabel zu machen (einfrieren und auf den Punkt wieder auftauen lassen!).
Gisela kocht sehr lecker, vegetarisch, besser flexitarisch mit Fisch. Sehr beliebt bei allen Besuchern. Ein Hühnchen-Stück, das sie vesehentlich in Carcassonne in der Klinik serviert bekam, veranlasste sie zu der belustigten Bemerkung, das habe sie nun nach 50 Jahren Fleischlosigkeit auch nicht umgebracht, aber der von ihr vermutete Fisch habe schon recht eigenartig geschmeckt…
Leider, leider sind wir Drei erst spät darauf gekommen, einmal im Jahr eine Woche gemeinsamen Urlaub zu planen. Gisela hatte sich die Hallig Langeness gewünscht, dort war sie vor „ewigen Zeiten“ schonmal gewesen.
Immerhin hatten wir ein kurzes Treffen in Unterbörsch geschafft und gingen später in die Planungen der Reisegruppe Silberlocke über.

Unterbörsch, 6.9.2019

Altenberg, 6.9.2019
Als wir dann September 2020 nach Bayreuth reisen, sind wir nicht wenig erstaunt über die Nachricht, dass wir aus einem Hochinzidenz-Gebiet kommen
(ausgerechnet das Minervois, wo sich Wildschwein und Hase unter Weinreben Gute Nacht sagen?).
Trotzdem wird es eine schöne Feier: Die Helga wird 80! Und alle haben einen frischen Test, der örtliche Mediziner konnte dann bestimmt bald ein hübsches Haus bauen (131 € erhob er für Nicht-Landeskinder!)
Dann kommt die Corona-Pause….aber die Reisegruppe Silberlocke plant weiter – und im Juni 2022 geht es endlich auf die Hallig Langeneß, auf die Tadenswarf. Dort hat die gesamte Gastfamilie Corona, managt aber das Ganze berührungsfrei: Wir gehen in den kleinen Laden, kaufen ein durch beherzten Griff ins Regal und am Ende wird von einem gerade mal Corona-negativen Familienmitglied abgerechnet. Das war genial. Wir hatten wunderbare Tage und bekamen sogar frische Nordseekrabben geliefert. Zu unserem Erstaunen war die Hallig sehr laut: ein riesiges Vogelgeschrei umgab das Haus. Gisela fand besonders witzig das Gegurgel der Eiderenten.
Langeness, Juni 2022

Krabbenpulen zu Dritt mit guten Geschchichen ist ganz unterhaltsam

Langeneß, Juli 2022

Lespinassière im September 2025
Im August 2023 dann mieteten wir für eine Woche ein niederländisches Haus am Wasser in Makkum (Nähe Abschlussdeich). Auch schön…aber die Hallig fanden wir noch uriger.
Gern wären wir noch einmal hingefahren. Nun ist es leider zu spät.

Abschlussdeich

Harlingen, 16.8.2023

Bootsfahrt mit Hinlegen
Meine ich das – oder haben wir ähnliche Farbvorlieben?

Makkum

Rondfahrten

Diesen Kranz macht Gisela aus dem, was ums Haus herum wächst

Der sieht inzwischen so aus – immer noch schön, finde ich
Nach Makkum haben wir noch ein Familietreffen auf die Reihe bekommen. Leider wohl das letzte…
Eine weitere Fahrt ins Elsaß – von mir vermeintlich schlau geplant, um Gisela die Anreise leichter zu machen – fand für uns Drei dann nicht mehr statt. Sie traute sich das nicht mehr zu. Im Oktober haben wir Gerd und Gisela dann in Lespinassère besucht. Sie bestand darauf, ihren Geburtstag mit uns vorzufeiern, als hätte sie geahnt, dass es ihr letzter sein würde.

17.10.2024

17.10.2024

Die Klinik liegt in der Nähe der Cité, die man von unterwegs sieht
Als Giselas Gesundheitszustand zunehmend dramatisch wird, entschließen wir uns nach Lespinassère zu fahren. Ich telefoniere mit ihr Ende August. Sie spricht zunehmend „letzte Texte“, wie: „Was soll ich noch sagen? Seid lieb zueinander!“ Und auf die Frage, ob wir schnell kommen sollen, weil sie den Wunsch äußert, uns noch einmal zu sehen: „Ich sterbe ja grad zum ersten Mal, ich hab‘ so wenig Erfahrung damit!“ Wir fahren los und finden das Haus in Lespinassière merkwürdig entseelt, obwohl dort 4 Menschen sind. Muguette, die Nachbarin, bringt uns in ihrer Gästeunterkunft sehr nett unter. (Gisela sagt: „Da kannst du aus der Dusche in die Sterne sehen!“) Am 31. August (Sonntag) sind wir dann bei ihr in der Klinik in Carcassonne. Sie freut sich so sehr und wir reden viele Nachmittage, lachen, weinen gemeinsam, hören Musik und wenn sie zu erschöpft ist, lese ich ein bisschen vor. Das mag sie sehr. Ich hatte ihr den Tonie (ja richtig, das Hörsystem für kleine Kinder) geschickt und die Geschichte von Erika von Elke Heidenreich (Erika ist ein riesiges rosa Schwein mit blauen Glasaugen, wir hatten viel Spaß mit dieser Metapher) auf einen Kreativ-Tonie gesprochen. Das hatte sie x-mal gehört. Die Idee hatte ich, weil sie nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist und nur schwer greifen kann.
Sie telefoniert nachts viel, weil sie sich einsam fühlt und in der Neurologie-Station, wo sie liegt, nur eingeschränkt Besuch haben kann. Als die Schwester mit ihr schimpft, ihr Mann brauche aber seinen Schlaf, sagt sie „Ich habe Jahrzehnte dafür gesorgt, dass er gut schläft..“ Ihr Sohn Frank bringt ihr bei, Siri zu nutzen und das tut sie nun ausgiebig…auch nachts…alles ein bisschen schwierig.
Ab dem 2. September hört sie auf zu essen, lässt sich aber mit etwas Apfelmus die Tabletten geben. Sie mag den Geschmack von Milchkaffee. Sie regelt mit ihrer Familie alles, ihren Tod betreffend. Auf meine Einlassung, ob ihr klar sei, dass sie durch Nicht-Essen ihren Tod beschleunigt, sagt sie ganz ruhig: „Ja, und das will ich ja auch.“ Und zwischendrin blitzt ihr alter Humor auf. Wir sprechen über Luise (Schwiegermutter) und Ludwig (Vater von Gustav, im Gegensatz zu seiner Frau ein herzensguter Mensch) und sie sagt: „Wisst ihr, dass ich Ludwig mit Vanillepudding gefüttert habe und er währenddessen gestorben ist?“ Dann blitzen ihre Augen, sie lächelt verschnmitzt und sie zeigt auf das Vanillepudding-Schälchen auf der Ablage und sie sagt zu uns: „Und wollt ihr das da mal wegnehemn?!“
Am 9. September (Dienstag) dann ist sie sehr verzweifelt. Ihre Hoffnung, noch einmal palliativ nach Haus zu kommen, schwindet und sie sagt: „Wenn ich das so gewusst hätte, hätte ich es anders gemacht!“ Die Schwestern haben sie wohl ausgeschimpft, sie würde viel zu oft rufen. Sie haben sogar versucht, ihr die Klingel wegzunehmen. Sie weint bitterlich und sagt: „Mein Leben lang habe ich mich um andere gekümmert (das stimmt!), um mich dann hier so böse ausschimpfen zu lassen (sie will den Text nicht wiederholen, findet ihn zu beleidigend). Harry und ich reden mit dem Personal, das offenbar gar nicht um die Schwere ihrer Erkrankung weiß und überfordert ist. Wir regen uns alle ziemlich auf, weil wir ihre Trauer und Verzeiflung nicht ertragen können, reden auch mit Ärzten. Und dann kommt das Erstaunliche: Gisela macht mit mir, was sie ein Leben lang mit mir gemacht hat: Sie kümmert sich! Sie fragt mich, als wir gehen wollen und klar ist, dass sie nun anders betreut wird: „Bist du denn nun auch einigermaßen beruhigt?“ Danach wird sie endlich palliativ betreut und kommt am Donnerstag auf die Paliativstation in Montréal-Elsan. Da ist sie dann aber nicht mehr bei Bewusstsein, ihr Mann Gerd und ihre Tochter Julia dürfen aber bei ihr sein und ihre liebevolle Nähe hat ihr sicherlich gut getan.

31.5.2015 Rosenhof

Der Himmel über Lespinassière am 10. September 2025: Die Käuzchen riefen!
Adieu, große Schwester!