Japan zu Wasser und zu Lande – Nicht direkt ein Reisebericht, sondern eher:
Japan und andere kleine Erkenntnisse!
Reiseroute zu Wasser: Tokyo, Aomori, Akita, Niigata, Kanazawa, Sakaiminato, Busan (Südkorea), Kitakyūshū, Hiroshima, Kobe, Shimizu, Tokyo; Weiterreise: Tokyo, Kobe, Kochi, Keelung – Taipeh (Taiwan), Hong Kong, Hue – Da Nang (Vietnam), Ho Chi Minh City – früher Saigon (Vietnam), Singapore
Vermerkt mit Datum sind jeweils die Anlandungshäfen, was mit den Besichtigungsorten nicht immer übereinstimmt (Bus ab Hafen).
Ein Land, das angeblich aus mehr als 14 000 Inseln (mit 5 großen Hauptinseln) besteht, vom Meer aus zu erkunden, ist doch eigentlich eine ganz gute Idee. Wir fahren mit der Azamara Journey; los geht’s in Tokyo und erst einmal noch Norden auf der Hauptinsel Honshu nach Aomori.
- April Aomori
Wir besuchen die älteste Pagode Japans in Hirosaki (Saishoin Temple) und wundern uns über viele steinerne Hasen mit roten „Lätzchen“. Beim Cosho-ji Temple gibt es ein Kriegerdenkmal, von dem aus der Iwaki mit weißer Mütze grüßt. Überall liegen noch Reste von Schnee, hier im Norden gibt es viele Wintersportgebiete. Eine Dame im Service erzählt mir „last cruise“, also Ende März – jetzt ist der 5. April- habe es „buckets of snow“ (Schnee eimerweise) gegeben und auch tagelang noch weitergeschneit. Wir haben schon ein bisschen Sonne und die allerersten rosa Kirschblüten in Aomori. Man sieht den Iwaki (auch Tsugaru Fuji), einen imposanten Stratovulkan (1624,7 m) am Rande der Tsugaru-Ebene sehr gut.
Am Ende der Tour soll es eine Besichtigung einer Sake-Brauerei (Narumi Sake Brewery since 1806) mit Verkostung geben. Die gibt’s aber nicht, stattdessen unsere erste Lektion in japanischer Mentalität. Ein gravitätisch wirkender Einundsiebzigjähriger, der unser Reiseführer ist, ist von der Tatsache, dass es dort wohl eine Verständigungspanne gegeben hat, so betroffen, dass wir eher geneigt sind, ihn zu trösten als uns zu ärgern.
Dieser „Herr“ (ich kann ihn nur so nennen) hat sich wohl breitschlagen lassen, Reiseführung zu machen, weil es nach Corona in Japan offenbar einen echten Mangel gibt. Er wirkt sehr honorig und glaubt Englisch zu sprechen, kann es aber nicht wirklich. Ständig werde ich durch den Rest der Gruppe – Amerikaner und Australier- gefragt, ob ich ihn etwa verstehen könne – auch nicht, denn einen deutschen Akzent hat er nun wahrlich nicht. Dafür aber eine Eigenart zu sprechen, die mir mordsmäßig Spaß macht. Jeweils am Ende des Satzes macht er eine Kunstpause und wiederholt dann das letzte Wort, manchmal die letzte Wortgruppe. Das erinnert irritierend genau an die Sprechweise des Schulrats in der „Feuerzangbowle“. Sie erinnern sich: Diese Pseudo-Lausbubengeschichte, Vorlage von Heinrich Spoerl, Film 1944 mit Heinz Rühmann. Da gibt es so einen ganz und gar knöchernen Oberschulrat (Max Grülsdorff, der Arme musste damals immer die Spießer spielen), der in die lustige Rühmann-Prof.-Cry-Schulstunde zwecks Überprüfung gerät. Er rät den beiden Lehrern sich zu verständigen, wer nun der richtige sei und wiederholt immer das letzte Wort im Satz. „Weitermachen äh weitermachen“. Genauso spricht dieser Reiseleiter, was mir viel Freude bereitet. Die Panne mit der Nicht-Besichtigung macht er später auch nicht zum Thema, sondern schweigt sie weg. Ich denke an meinen allerersten (zu meiner Überraschung lauwarmen) Sake etwa 1976 im Daitokai in Berlin und bin nicht weiter enttäuscht, einige Amerikaner schon. Später (im 2. Teil der Reise) gelingt uns die Besichtigung einer Sake-Brauerei mit kundiger Erklärung.
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Auf dem Schiff wartet eine weitere tiefgreifende Überraschung: Auf Deck 10 wurde der Famous Grouse ausgetrunken (unser Abendritual ist „ein FG with nix!“). Wir werden aber mit J and B rare ausreichend getröstet. Also alles gut – nein, das will ich nicht mehr sagen – wir sind zufrieden.
- April Akita
Die Sonne scheint in Akita, ein wunderschöner Park mit vor einer Eisbude Schlange stehenden Japanern lässt uns lächeln, allerdings auch herumschnupfen. Es sind so viele Pinienpollen unterwegs, dass alles grün bepudert wirkt. Die Kois und Karpfen im Wasser um den Park herum verhalten sich wie die Enten am Lingener Kanal. Sie werden offenbar von vielen gefüttert und springen fast aus dem Wasser, wenn man am Rand stehenbleibt.
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- April Niigata
In Niigata, einer der größten Hafenstädte an der Küste zum japanischen Meer, erwartet uns ein besonders netter Service. Viele Freiwillige geleiten uns nach Wunsch einzeln durch die Stadt und ein junger Japaner erzählt im Shuttle-Bus von Sushi und Sake. Am Ende gibt es im Hafen eine Sake-Verkostung. Ich beginne zu ahnen, dass es tatsächlich große Unterschiede bezüglich dieses Getränkes gibt.
Fast in jedem japanischen Hafen werden wir beim Auslaufen mit irgendwelchen Freundlichkeiten zum Abschied bedacht: herumhüpfende Teenager, würdevolle Geishas, Feuerwerk, ganze Stadtratsversammlungen…alles sehr, sehr nett und freundlich.
Ein freiwilliger Helfer bringt uns zum Hakusan-Park und dem Hakusan-jinja Shrine (gewidmet dem Gott der Heirat). Dort werfen die Gläubigen (viele junge Menschen) etwas Geld (eine Münze) in einen Kasten, dann ziehen sie an einer Schnur, etwas bommelt blechern und sie klatschen zweimal in die Hände. Super! Wunsch wird erfüllt! Überall hängen Glückstäfelchen und Glückszettel.
In dem Park herrscht eine schöne entspannt-sonnige Sonntagsatmosphäre. Die Kirschblüten sind kurz vorm Aufbrechen. Wenn man unter den Toren hindurchgeht, verbeugt man sich vorher und nachher. Machen wir auch, finden das Ritual aber ein bisschen lästig. Zurück geht es durch eine Fußgängerzone, in der aus jedem Haus europäische klassische Musik (Barock, Klassik, Romantik und Impressionismus) ertönt. Das finde ich schön, aber auch ein bisschen verwunderlich. Ich behaupte: Würde man bei uns in der Fußgängerzone traditionelle japanische Musik spielen, würde das Einkaufsvolumen durch Flucht massiv sinken!
Die traditionelle japanische Musik stammt aus buddhistischen Gesängen, aus einem durchdringenden Klang von Trommeln, aus obertonreichen Bläsern, die dem Ohr des Europäers nicht eben schmeicheln. Sie ist auch bei den Japanern wenig populär und wird hauptsächlich für traditionelle Riten genutzt.
Bis 1853 hat Japan geschlossene Grenzen, wird dann aber Kolonialmacht (Korea) und sucht sich wie die westlichen Kolonialmächte zu gebärden. Im Zuge der Verwestlichung Japans im 19. Jahrhundert wurde die europäische Kultur geradezu „verordnet“. Bach, Brahms, Beethoven sind seit mehr als 150 Jahren in Japan sehr populär. Beethovens Neunte ist geradezu die heimliche Nationalhymne Japans und darf auf keiner Silvestergala fehlen. Da die traditionelle Musik auch Klänge der Natur und die Vereinzelung von Tönen in Japan bekannt gemacht hat, kommt später die Vorliebe vieler japanischer Komponisten und Interpreten zu impressionistischer Musik hinzu. Debussy, Messiaen, John Cage werden viel gespielt.
Das – und die ungeheure Disziplin der Japaner – erklären das Repertoire vieler japanischer Virtuosen, die durch Europa touren.
Zurück zur Fußgängerzone in Niigata: Dieser unglaublich hilfreiche, höfliche und zurückhaltende Freiwillige, der uns herumführte, sprach erstens gutes verständliches Englisch und gab am Schluss sogar noch ein paar Brocken Deutsch von sich, freute sich schließlich wie Bolle, dass wir ihn sogar verstanden haben.
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Auf dem Schiff hatten wir ein langes wunderbares Gespräch mit einem australischen Ehepaar (beide über 80), die zuletzt 4 Monate im Camper durch Australien getourt sind. Ganz schön taff! Und ungeheuer interessiert an Europa. Sie war einmal in Oberammergau. (Es dauert allerdings mindestens 3 Minuten, bis wir dieses Wort so weit auseinanderklamüsert hatten, dass es von Mrgrwazuwau zu Oberammergau wurde).
- April Kanazawa
Wir sind mit konstant 14 Knoten unterwegs, der Terminal liegt in Muryojimachi (ja klar!). Von hier geht’s zu einem der angeblich drei schönsten Gärten Japans, dem Kenroku-en. Dort wartet wieder eine Überraschung auf uns. Zuerst aber geht’s zur Burg Kanazawa – oder dem, was von ihr übrig ist. Aber gut rekonstruiert und die Uni Kanazawa residiert hier. Zudem hat Kanazawa ein gut erhaltenes Samurai-Viertel, wo bis heute Samurai-Villen zu sehen sind.
Alles schön und gut, aber dann kommt der Hammer: Im Kenroku-en stehen die Kirschbäume in voller Blüte! Eine Wolke in zartrosa und weiß. 8. April: was für ein Glück! Der Park muss auch im Herbst sehr schön sein – ach Quatsch, der ist immer sehr schön. Wir sind hin und weg. Die Japaner sind da sehr streng mit dem, was ein Garten so hergeben muss, wenn er berühmt werden will. Es gibt 6 Kriterien, nach denen der Kenroku-en (heißt: kombiniere 6), der Kairaku-en und der Koraku-en als vollkommen eingestuft werden. Das geht zurück auf die chinesische Sung-Dynastie. Da musste ein perfekter Garten folgende Kriterien erfüllen: Abgeschiedenheit, Weitläufigkeit, künstlerische Gestaltung, Bezug zur antiken Tradition, Wasserreichtum und weite Sicht. Die Kriterien sind mir egal, aber der Park ist atemberaubend schön. Breite Sichtachsen, weite Aussichten, gebändigtes Wasser, kleinteilige Aussichten, formell korrespondierende Pflanzen, farblich abgestimmte Pflanzungen…und was die Japaner mit ihren Bäumen machen, kann man für verrückt halten oder sensationell. An denen wird herumerzogen, gebunden, herabgezogen mit Seilen, blättchenweise geschnippelt… ist schon verrückt – und irgendwie auch großartig.
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Es sind natürlich viele Japaner und Touris unterwegs, denn diese Kirschblütenshow dauert ja nur wenige Tage. Aber: was uns immer wieder auffällt, es gibt kein hektisches Geschiebe, sondern freundliches Aufeinander-Achten und so regelt sich alles irgendwie entspannt und freundlich wie von selbst. Das ist eine Mentalität, von der wir europäischen Ego-Trampler uns mal eine dicke Scheibe abschneiden sollten. Wir treffen eine Gruppe junger Männer, die uns um ein Foto bitten (natürlich mit den Bäumen im Hintergrund). Nach einem begeisterten Gespräch stellen wir erstaunt fest, dass wir es auch auf deutsch hätten führen könnten. Drei junge Männer aus Deutschland auf der Spur der Kirschblüte! Das ist doch auch einmal was!
- April Sakaiminato (liegt auf der Halbinsel Yurihama, Landzunge, die das Japanische Meer und den See Nakumi voneinander trennt)Am nächsten Tag die Fahrt zum Tottori Flower Park. Der hat 123 Acre und mehr als 1000 Orchideen. Wunderschön! Leider regnet es, aber die überdachten Bereiche (Flower Dome, ich denke an Singapur) sind groß genug. Ganz zum Schluss wird es etwas trockener und wir wandern durch Tausende Frühblüher, sehr viele Tulpen (holländische?- der Verdacht liegt nahe, denn es gibt auch eine hölzerne Windmühle)
– und außen auch wieder blühende Kirschbäume!
Die eigentliche Sensation dieser Tour aber ist die Reiseleiterin. Sie glaubt offenbar, uns unterhalten zu müssen im Bus, weil wir sonst vor Langeweile direkt wegsterben werden. Viele Reiseleiter glauben das, vielleicht hat ihnen jemand erzählt, dass Amerikaner immer beschäftigt werden müssen, weil sie sonst unleidig werden oder sonstwas. Sesamstraße für Erwachsene halt. Da wir in der absoluten Minderheit sind (12 Deutsche auf 643 Amerikaner/Engländer/Australier) verfolgen wir das Schauspiel jeweils amüsiert, erfreut und zugegebenermaßen etwas distanziert. Diese Frau ist ihr eigenes Kasperltheater. Ehemalige Highschoollehrerin für Englisch…ich sage mal (auch wenn ich mich damit selber treffe): einmal Lehrerin, immer Lehrerin!
Sie erzählt die Geschichte von den Labbits und sharks. Shark ist Hai, aber Labbits?, hab‘ ich da wieder beim Englischlernen nicht aufgepasst? Ziemlich kurioser Plot: Haie, die eine Brücke bilden, aus Blödheit, um sich zählen zu lassen. Ursprungsfrage: Wer hat mehr Freunde? Der Haupt-Hai oder das Labbit?
Da zeigt sie ein Poster: Rabbit! Karnickel! Die hoppeln über die Haie, angeblich um sie zu zählen, aber in Wirklichkeit wollen sie nur auf die andere Seite des Meeres gelangen. Das Karnickel ist blöd genug, das zu erzählen und der Haupt-Hai zieht ihm vor Wut das Fell über die Ohren. Daraufhin sucht es göttlichen Rat (das mit dem Fell soll ja schließlich nicht so schön sein!). Der erste Gott ist ein Flop, der zweite aber (zuständig für Heilung und Güte) gibt den richtigen Rat. Und: So kommt es zur Gründung Japans! Absolut logisch und folgerichtig, oder? Die Illustrationen, die sie zeigt, sind Japan-style, hübsch und glatt. Diese Frau hat Talent zur Alleinunterhalterin. Später beschäftigt sie uns noch mit Singen und Händeklatschen. Sie war soo süß, aber wir mochten nicht mehr so richtig….
Eine Geschichte hat uns in allen Häfen beschäftigt: Das Phänomen der Jedi-Ritter. Wir haben sie so getauft, weil sie überall auftauchten und mit ihrem Glühschwert in Rot bedeutungsvoll herumzeigten und Situationen meisterten, bei denen es beim besten Willen nix zu meistern gab. Beipiel: EinBus fährt auf einer einzigen möglichen Spur zum Schiff zurück. Garantiert steht an der Ecke ein Jedi-Ritter und wedelt mächtig mit dem Glühschwert, damit der Bus das Schiff nicht verfehlt, ins Meer fährt…? Regelungswut? Beschäftigung von Arbeitslosen? Wir wissen es nicht, aber fanden es immer wieder ziemlich lustig..
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- April Busan, Südkorea
Zwischendrin ein Abstecher nach Busan zum Haedong Yonggung Tempel (14. Jht. – Buddhistischer Tempel 108 Stufen über dem Meer).
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Irgendwie sind die Buddhisten so schön genau mit dem Wünschen. Es gibt klare Zuständigkeiten. So etwas wäre doch bei uns auch sehr gut:
Später zum APEC-Gebäude (Nurimaru APEC House). Liegt auch sehr schön über dem Meer, ist aber nicht ganz so schön wie der Tempel…
Als auf dem Weg zum Tempel unsere Reiseleiterin von einer roller-coaster-bridge spricht, traue ich meinem Englisch mal wieder nicht so ganz über den Weg (Achterbahn-Brücke?), als wir darauf sind, glaube ich meinem Englisch (Galerie)!
Besonders beim Tempel wird wieder gepost, was das Zeug hält. Ich kann mir den Eindruck nicht verkneifen, dass der große goldene Happy Buddha dazu ironische Kommentare abgibt..
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Die einzigen, die unter Buddhas Lachen Ernst blieben, waren zwei Europäer. Reisestress??
Der Strand von Busan wird jedes Jahr neu aufgeschüttet. Irgendwo in einem Reiseführer stand, es sei einer der schönsten Strände Asiens…Norderney finde ich schöner…na ja, ist nicht so direkt Asien, oder? Aber Bebauung wird langsam ähnlicher…
- April Kitakyushu (Nordspitze Insel Kyushu)
Kitakyushu liegt auf der Südinsel und ist die nächstliegende Hafenstadt zu Honshu, der nördlichen Hauptinsel. Sie ist traditionell die Brücke zwischen den beiden Hauptinseln. Da die Stadt auch in der Nähe zu China liegt, gibt es eine lange Geschichte als Kohleexportdrehscheibe zwischen den beiden Inseln und China. Das zeigt sich in vielen Gebäuden des 19. Jahrhunderts im Hafen.
So gibt es auch einen alten Bahnhof (Mojiko Station, eröffnet 1.4.1891).
Auf der Suche nach japanischer (!) Schokolade fallen wir über ziemlich viele merkwürdige Produkte. Bekannte Schokis, böse Kekse …
Zwei Japanerinnen, die uns die Gebäude (und natürlich die danebenstehenden blühenden Kirschbäume) bewundern sehen, fragen uns mit Gesten, woher wir kommen und finden Germany offenbar ganz toll. Sie weisen auf einige Gebäude hin und rufen dann Sakura! Sakura! Ja klar, haben wir schon gesehen! Unter vielen Verbeugungen gehen sie weiter, tuscheln und kichern dann, kommen zurück und schenken uns jeweils mit einer schönen Verbeugung ein Bonbon. Welch schöne Geste!
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In der Nähe des Hafens wieder das Jedi-Ritter-Phänomen: 1 Baustelle, 2 Arbeiter, 2 Jedi-Ritter, die das Ganze bewachen und regeln.
- April Hiroshima
Atomic Bomb Dome.
Unsere Führerin spricht – selbst sichtlich betroffen – vom 6. August 1945. Ihre Mutter hat als einzige der Familie in Japan überlebt – ihr Vater war zu der Zeit in einem Straflager in Sibirien (ja auch nicht gerade toll!). Betroffen schauen wir auf den Fluss, der August 45 von Leichen überquellend gefüllt war.
Viele Memorials in dem anschließenden Park haben Springbrunnen, um die brennende Haut der Erinnerten zu kühlen. Ich denke kurz an die Ruine der Gedächtniskirche am Kudamm in Berlin, das hier muss noch ungleich schlimmer gewesen sein. Aber: Kann man Schlimm messen? Das Friedensdenkmal Atomic Bomb Dome besteht aus den Überresten der damaligen Industrie- und Handelskammer, von der wunderlicher Weise (drumherum war alles dem Erdboden gleich gemacht worden) diese Ruine stehengeblieben ist. Sie wurde lediglich durch Streben etwas stabilisiert und zeigt bis heute den Zustand direkt nach dem Atombombenabwurf.
Um den Dome herum viele betroffene Menschen, einige weinen. Andere machen ihre tourismusüblichen Selfies. Eine junge Frau lässt sich tatsächlich – den Dome im Hintergrund – mit dem per Hand gezeigten Victory-Zeichen ablichten. Ein unangenehmes Beispiel dafür, wie alles – auch das Grauen – zum Tourismusspektakel verkommen kann. Am Abend diskutieren einige Amerikaner darüber, ob Hiroshima und Nagasaki zu rechtfertigen waren und sind. Einer argumentiert mit Pearl Harbour und der Starrköpfigkeit der Japaner. Wir sind nicht einer Meinung…
Auch hier und wie zum Trotz: Die Kirschen blühen wunderschön.
In der Nähe das (rekonstruierte) Hiroshima-Castle, dessen schöne Fassade und Lage ein bisschen tröstend wirken.
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White Night
Bei Azamara gibt es während jeder Reise eine White Night, bei der die Gäste gebeten sind, weiß zu tragen. (Hab ich nicht, aber der Gatte immerhin ein weißes Oberhemd) und es gibt eine ordentliche Party auf dem Pooldeck. Die Buffets sind so, dass man vom Hinsehen schon zunimmt und die Köche haben geradezu künstlersiche Anfälle.
Zwischendrin gab es noch einen lustigen Unfall, der mit dem Tod einer Fliege durchaus erfolgreich zu enden schien. Dann aber fängt der Tisch mit dem Rotwein drauf an von dem durchaus kollossalen Schlag nachzuvibieren und der Wein springt aus den Gläsern. Die Folgen für die weiße Tischdecke und die weiße Bekleidung brauche ich nicht zu schildern…ist aber alles von der Schiffswäscherei einwandfrei besiegt worden. Und wir haben fruchtbar gelacht…
- April Takamatsu
Takamatsu ist ein einigermaßen betriebssamer Hafen (Präfektur Kagawa) an der Seto-Inlandsee auf der Insel Shikoku.
Wir bummeln herum, kaufen im Supermarkt unendlich weiche und dünne japanische Papiertaschentüchelchen, Kaugummichen mit kleinen Einwickelpapierchen (alles zierlich!), amüsieren uns über das Frischkäseangebot und beobachten im Hafen, wie die Japaner noch bessere Schlangen vor der Fähre zu den nächsten Inseln bilden als die Engländer.
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14./15. April Kobe
Wir haben eine sehr gute professionelle Reiseführerin. Da die englische Lautung den japanischen Sprechwerkzeugen nicht eben entgegenkommt, haben sie sich verschiedene köstliche kleine Sprachticks angewöhnt. Ich stelle mir vor, dass man einen Moment Vorbereitung braucht, um etwas derartig Exotisches wie ein R zu produzieren. Die letzte Reiseführerin sagte jeweils ein kurzes dada in eine kleine Sprechpause, sprach im übrigen gut verständliches Englisch. Diese hier bastelte in die Sprechpausen ein achk mit einem Rachenlaut, den ich im Leben nicht zustande brächte. (Ich kriege ja bis heute nicht mal ein ordentliches bayrisches Rollen-R hin).
Bei den Tempeln wird geheiratet, gesegnet und geglückt wie verrückt.
An uns kommt eine sehr schöne traditionelle Hochzeit vorbei – auch mit traditioneller Musik. Die ist für europäische Ohren nicht wirklich geeignet. Hörte sich für mich schon sehr gequält an. Umso erstaunlicher die Liebe der Japaner zu europäischer Musik…
Im gesamten Park um das Osaka Castle wird gepost, gepostet und geselfied, was das Zeug hält.
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Im Park am Castle von Osaka fragt uns eine junge Japanerin – sechs kecke Mäuse im Grundschulalter im Schlepptau – ob wir uns von den Kindern interviewen lassen würden. Sie treten einzeln vor und stellen wohleinstudierte Fragen nach Reisegrund, Interesse (bei Mangas mussten wir mächtig passen!) und warum wir überhaupt nach Japan gekommen seien. Da die wahre Antwort zu komplex wäre (und mit dem Tod einer Freundin und der Widmung „a little taste of he beauty of Japan“ von Chuck Cuic zu tun hätte) reden wir uns auf cherry blossom heraus. Das finden sie sehr einleuchtend. Das (einzige) Mädchen in der Gruppe braucht etwas Einhilfe von ihrer Lehrerin, spricht dann aber zwei verständliche Fragen. FottoFotto gehört dann natürlich noch dazu. Ich hätte gerne noch gefragt, ob in Japan hauptsächlich Jungen Englisch lernen, da fällt mir ein, dass viele unserer Reiseführer Reisführerinnen mit guten Kenntnissen und köstlichen kleinen Ticks und Geschichten sind.
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Wir besuchen den Kotokuin Temple mit dem zweitgrößten Buddha Japans (36 feet) und den Tsurugaoka Hachimangu Shrine von 1192.
Mindestens so interessant wie die Kulturdenkmale ist mal wieder unser Reiseführer. Er ist so laut, dass wir ihn im Bus bitten, das Mikro etwas herunterzudrehen. Bei dem aus vielen kleinen Steinen zusammengefügten großen Stein singt er mit überaus kräftiger Stimme die japanische Nationalhymne.
Der Text geht auf ein Kurzgedicht aus der Anthologie Kokin-Wakashu zurück. Es heißt:
Kimi ga yo wa
chiyo ni yachiyo ni
sazare ishi no
iwao to nari te
koke no musu made
Alles klar?
Na …also gut- grob übersetzt etwa: Eure Herrschaft währe/tausend Generationen/bis ein Steinchen/zum Felsen wird/auf dem Moos sprießt!
Daher der Ort des Gesanges. Das ist doch ein schöner Gedanke!
In der Komachi-dori-street kaufe ich mir einen dunkelblauen Fächer mit der Aufschrift momo und – hier streikt meine Tastatur- auch japanisch momo (besteht aus zwei sehr hübschen Zeichen).
Ein japanischer Pianist des Duos Four Te beim Weltklassik am Klavier-Abend (findet jeweils am letzten Sonntag im Monat um 17 Uhr in der Musikschule Lingen statt) hatte mir verraten, dass momo japanisch Pfirsich heißt. Gefällt mir…
Die Japaner sind mit ihren Hündchen (und anderem Getier) ziemlich tüddelig, die tragen (also die Hündchen) Mäntelchen, Schuhchen, Frisürchen…und werden zum Teil in Kinderwagen gefahren.
Das lustigste, was ich auch in der Komachi-dori-street sah, war eine Reklame für (Hunde-) Jeans für Jungs und Mädchen!