Das Lehrer-Lämpel-Syndrom (für Bilder: anklicken)

Jetzt muss ich mich doch mal zu etwas Pädagogischem äußern. Wir im Institut (Dr. Michael Wildt und ich arbeiten für das IfpB -Institut für pädagogische Beratung – in Münster) ärgern uns regelmäßig über das Lehrererbashing  in den Medien. Der letzte Spiegel titelt Schulversagen. Der Artikel handelt eher vom Versagen der Kultusbürokratie, aber getitelt wird mit Lehrer Lämpel. Ärgert Sie das auch, dass immer so schnell die Schule zum Sündenbock gemacht wird? Lesen Sie unseren Text zum Thema Pädagogischer Populismus: Das Lehrer-Lämpel-Syndrom! Ein Text von Dr. Michael Wildt und Irmgard (momo) Monecke, 27.04.20 Es geistert mächtig durch den Blätter- und Videowald und wir, die Aktiven im Institut für pädagogische Beratung, protestieren energisch gegen den sich immer mehr verbreitenden Populismus in der Pädagogik. Er erschwert die fachliche Arbeit von uns Pädagog*innen, die wir Lehrer*innen unterstützen, die ihre Schule bildungsbezogen, vielfaltsgerecht, inklusiv und demokratisch weiter entwickeln wollen. Der letzte Spiegel-Titel Schulversagen hat als Leitartikel eine durchaus abgewogene Analyse dessen, warum der Patient Schule, der nun vor allen anderen Institutionen eröffnen soll, schwere Vorerkrankungen hat, die seine Chancen, als Vorreiter eine gute Figur zu machen, ziemlich gering erscheinen lassen. Die Vorerkrankungen Ersticken in Bürokratismus, schlechte Ausrüstung mit Medien, Föderales Chaos, Handlungsknebelung der einzelnen Schule durch Sach- und Personalbudgets… müssten logischerweise zu der Überschrift führen: Wie die Kultusbürokratie unsere Schule kaputt gemacht hat und wie diese nun trotzdem als erste beweisen soll, dass die Probleme mit der Pandemie zu bewältigen sind!

Meine pädagogischen Lieblingsgräusche

I. Achtung! Die Queekies kommen wieder! Die Herbstferien in Niedersachsen gehen zu Ende. Ab Montag wird wieder gequeeekt. Das Leben sucht sich doch immer wieder besondere Prüfungen für uns aus. Gegenüber einer Grundschule zu wohnen kann ja wohl kaum eine Lebens-Erschwernis sein. Mal abgesehen davon, dass die Elterntaxis uns grundsätzlich morgens brutal zuparken, dass viele Eltern meinen, sie müssten ihre Kinder mit laufendem Motor (direkt unter unserem Schlafzimmerfenster) beobachten, bis der letzte rosa Tütüzipfel in der Schultüre verschwunden ist…nein, das kann man ja als kinderlieber Mensch leicht aushalten. Schlimm sind zwei Geräusche, gegen die ich mein Leben lang gekämpft habe: Zum ersten dieses langgezogene Ferkelquieken, Mischung aus Vergnügen und Grausen, das ein Gutteil der Grundschulkinder für ihr persönliches Lautäußerungsrecht in allen Pausen und nach der Schule halten. Dabei entwickeln sie zum Teil beachtliche Phonstärken. Ich liebe Kinder, ehrlich, aber das war immer das erste, was ich ihnen abgewöhnt habe, wenn sie bei uns in die 5. Klasse kamen. Sie brachten das Quieken mit, ja, es machte sogar oft den Eindruck, dass es ohne Absicht aus ihnen herauskam, sozusagen als Einbauimmission. Denn auf die Frage „warum quiekst du so furchtbar?“ kam häufig die völlig ehrlich erstaunte Rückfrage „ich quieke?“. Manchmal habe ich diese Renn-Queekies mit unpädagogischem Rollgriff aus dem Renn-Quiek-Betrieb in unserer Eingangshalle gefischt. Rennen und dabei quieken scheint eins zu sein. Es muss heraus! Vielleicht ein Hinweis darauf, dass die motorische Kasernierung unserer Schüler ihr Ventil sucht!?    

Gesamtschule Emsland: Eine Erfolgsgeschichte mit eingebauten Schikanen

In diesen Tagen wird die GE 25. Sie wurde 1993 „vorübergehend“ ohne Sekundarstufe II eingerichtet, obwohl im Schulgesetz steht, „die Gesamtschule umfasst die Schuljahrgänge 5 bis 13.“ Das ist auch nur logisch, denn das Konzept sieht vor, dass Schüler*innen aller drei Schulempfehlungen gemeinsam unterrichtet werden. Hans-Georg Krupp, der Gründungsdirektor, hat dem Schulträger mehrfach Machbarkeitsstudien zur Sek. II geschenkt, zuletzt bei seinem Abschied 2015 fertige Baupläne für das Gebäude. Solange unsere Politiker im Kreistag aus sachfremden Gründen, die man ahnen, aber schon lange nicht mehr verstehen oder gut heißen kann, nicht endlich für eine Komplettierung der Schule stimmen, bleibt sie trotz ihrer enormen Erfolge benachteiligt. Wenigstens Gleichheit in der Behandlung der Schulen ein- und desselben Schulträgers sollte doch selbstverständlich sein. Oder können Sie sich im Landkreis Emsland ein Gymnasium ohne Möglichkeit zum Abitur und ohne Kooperation mit einem Nachbargymnasium vorstellen? 2002 habe ich einen öffentlichen Brief zur Situation dieser Schule („Ein Hilferuf aus der Provinz“) geschrieben, der komplett unterdrückt wurde. Damals hätte ich mir so einen Kommentar gewünscht wie Thomas Pertz ihn nun in der LT geschrieben hat. Vielleicht bewegt sich ja doch etwas? Die IGS Fürstenau wurde 1972 für kurze Zeit ohne Sekundarstufe II geplant. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch: Ein Elternstreik (sie schickten ihre Kinder einfach nicht mehr zur Schule) führte dazu, dass der Schulträger schnell einlenkte und die Sekundarstufe eingeführt wurde…

Mathilde Vaerting

FRAUEN! Wisst ihr, wer Mathilde Vaerting ist? Wisst ihr, warum ihr nicht wisst, wer das ist? Vielleicht weil sie eine Frau war, die sich um folgende Themen gekümmert hat: Gleichberechtigung der Geschlechter – Koedukation – Mathematikunterricht – Stures Auswendiglernen als Zerstörung der Intelligenz … Und weil das alles nicht schon karriereschädlich genug war und ist (!), lebte sie später mit einem 20 Jahre jüngeren Mann zusammen und verfasste Schriften, die sich an einer Ikone Nachkriegsdeutschlands abarbeiteten: Konrad Adenauer. Immerhin: Messingen, ihr Geburtsort darf sich bald Frauenort nennen…und ihr Grab kann man nun auch wieder finden, aber die Namensgebung einer Schule hat sie sich versaut durch steile Thesen gegen „Conny“.  Mathilde, ach Mathilde … Und mein Anteil dabei? Ich werfe mir vor, damals nicht hartnäckiger für sie als Namenspatronin der Gesamtschule Emsland gekämpft zu haben. Sie hätte perfekt gepasst..aber da waren mal wieder die üblichen Windmühlenflügel.. Ich bin bis heute der Meinung, dass Mathilde Vaerting als erste geisteswissenschaftliche Professsorin des deutschen Reiches mit ihrem Werk eine sehr interessante und würdige Namenspatronin einer emsländischen Schule sein könnte! Zwischen den Ordnern KRANK und LITARARY NIGHTCLUB steht in meinem Regal seit vielen Jahren ein Ordner, der MATHILDE, ACH MATHILDE …heißt (Untertitel: Mathilde Vaerting, eine verhinderte Namenspatronin). Heute habe ich ihn nach langer Zeit wieder hervorgeholt, denn Messingen darf sich Frauenort (LT vom 25.11.17) nennen (Glückwunsch, Frau Kottebernds!) Meine Geschichte ist schon etwas älter und handelt davon, dass manches im Emsland wohl etwas länger dauert (oder auch nie etwas wird!)

Zwergobst: Beiträge zur pädagogischen Front.

„Ich fürchte, unsere allzu sorgfältige Erziehung erzeugt nur Zwergobst“ (Lichtenberg) Nachrichten, Ansichten und Einschätzungen zur pädagogischen Front Cystrose (Cistus) entfaltet sich, knittert dabei, wird auf ihre Art und Weise schön, bekommt Insektenbesuch…Häufig sind Pflanzenmetaphern für pädagogische Prozesse bemüht worden. Mit der Entfaltung ist es da so eine Sache, wenn man mit 10 Jahren schon in „nicht so schön“, „mittelschön“ (neuerdings sogar fälschlich „oberschön“) und „ganz schön“ sortiert werden würde.