Weihnachtspersonal: Nachdenklicher Hirsch (für Bilder bitte anklicken)

Weihnachtspersonal Wir haben uns inzwischen an sie gewöhnt: Das Weihnachtspersonal, das so ab Ende September in den einschlägig vorbestraften Läden auftaucht und wir sind durch jahreszeitliche Überflutung recht abgehärtet, haben sozusagen eine Weihnachtsdeko-Gänsepelle. Dieses Jahr aber haben die Designer mich doch wieder mit einer neuen Figur erstaunt: dem nachdenklichen Hirschen! Jawohl! Aber der Reihe nach: Seit vielen Jahrzehnten erscheinen die Figuren der Vorweihnachtzeit mehr und mehr durchsäkularisiert in den Geschäften. Das ist ja nun keine besonders überraschende Wende in der Entwicklung, die Radikalität aber, mit der sich die Dekobranche von den Ursprüngen des Festes abwendet, bekommt schon manchmal ziemlich kuriose Züge. Da die Dinge gekauft werden, gibt es ja offenbar ein Bedürfnis nach – ja nach was? Jahreszeitbezogener Schmückung zum Zwecke emotionaler Wärme in my Wohnhome? Mit Niedlichkeit? (N-Faktor) Na ja, offenbar irgendetwas aus der Gefühlsabteilung „sentimentale Wohnrückzugsromantik“, gelegentlich getarnt als Ironie-Deko. Was auch immer es ist, es scheint ziemlich fundamental zu sein – und teuer auf der einen bzw. einträglich auf der anderen Seite. Das christliche Normalpersonal – also Engel, Krippe und Co. – ist geradezu abgemeldet und taucht höchstens noch als niedliches Zitat, zum Beispiel als nüüdlicher Pusteengel auf. Der Nüüdlichkeitsfaktor überhaupt – treibt dann allerlei Blüten, meist Ausführungen aus der umgebenden Tierwelt mit beachtlichem Schielfaktor. Tiere mit großen Augen spielen dabei wegen des N-Faktors häufig eine Rolle, zugelassen sind aber auch allerlei Waldbewohner (Betrieb des Nikolausschlittens?), gern dekoriert mit Kunstschnee. Ehemalige Waldbwohner mit roter Nase, offenbar eine amerikanische Tradition wie der Nikolaus, tauchen zuhauf auf. Vieles goldet still vor sich hin. Von der nikolausigen Transportangelegenheit – in meiner Kindheit konnte nicht abschließend geklärt werden, wer denn nun die Geschenke brachte: das Christkind oder der Nikolaus? – dominiert inzwischen das Dekogewerbe und übrig geblieben vielerorts: Der Hirsch! Als solcher und mächtig golden und mit viel Gedöns. Und neuerdings: der nachdenkliche Hirsch. Ich glaube jedenfalls, dass die Pose so etwas darstellen soll. Das letzte Mal jedenfalls, als ich mit beidseitig aufgestützten Vorderhufen am Schreibtisch saß, hatte ich mit einer heftigen Schreibblockade zu tun und wurde darüber so nachdenklich, dass ich meine Pfoten/Klauen? nicht mehr zum Tippen brauchte, sondern zum Aufstützen des unglaublich schweren – wiewohl gedankenleeren – Kopfes! Das muss die Pose sein! In diesen Tagen habe ich noch andere Hirsch-Hypothesen entwickelt: Hypothese: Melania Trump hat das Weiße Haus mit 50 Weihnachtsbäumen, 200 Meter Girlanden und 55 Kilo Lebkuchen schmücken lassen. Ganz klar: Der Hirsch macht sich Sorgen um den Lebkuchen. Der wird doch steinhart! 2. Hypothese: Thema des Weihnachtsfestes, so mitgeteilt von Melania Trump auf X, ist im Weißen Haus: „Zuhause ist, wo das Herz ist“. Wow, das ist doch mal eine fundamentale Aussage! Ganz klar, der Hirsch macht sich Sorgen um dieses Herz. Und: Kaufen wir nun alle tolle Deko, weil wir auf der Suche sind nach diesen unseren ZuHause-Herzen? Ich meine das viel ernster als es so klingt, nicht nur der nachdenkliche Hirsch ist in Sorge um die Welt, in der ein beheimates Herz zugemüllt von Glitter schlägt…  

Weihnachtswahnsinn tobt schon ab September

Weihnachtswahnsinn im September! Anfang September: Ein kleine Reise in die holländische Nachbarschaft, um Blumen zu kaufen… Dass man um diese Zeit schon den obligaten Weihnachtsbaum mit weißen Flügeln, weißen Engeln, Federn, Rosen, Einhörnern, Pferden, Eulen…findet, na gut. Daran hat man sich ja schon etwas gewöhnt. Das Personal, das an diesem Baum hängt (Schimmel und weiße Eule?) erschließt sich mir allerdings nicht so recht. Ich kann zu meiner Schande auch gar nicht behaupten, besonders religiös zu sein, aber, was mir dann vor die Augen kommt, macht mich doch einigermaßen ratlos. Weihnachten ist ja immer lieblicher geworden, sentimentaler und inhaltslos…Goldengel mit Geige, da kann man ja noch einen Zusammenhang zur Ursprungsidee erkennen. Was dann alles so kommt… MEIN LIEBER OLLO! Das finde ich nun doch etwas …gewöhnungsbedürftig, um höflich zu bleiben. Da ist Weihnachtsschmuck mit Gruseleffekt, mit in Styropor und Glitter gefassten intelligenten Lautäußerungen („HoHoHo“) ! und Kleinmöbel mit Goldbeinen. Besonders gelungen finde ich die Königsmaus mit Säbel und goldenen Stiefeln. Auch da habe ich wieder gedankliche Schwierigkeiten mit dem Personal. Kommt vielleicht in der Weihnachtsgeschichte eine royale Maus vor, die mir entgangen ist? Einer der Heiligen Drei Könige etwa? Besonders beim Säkularisierungsprozess sind hier von der Fertigung her Nägel mit Köpfen gemacht worden: Der Weihnachtsmann kommt einmal mit Bierkrügen a la Oktoberfest, als sonnenhungriger Cocktailtrinker und …. nochmal MEIN LIEBER OLLO! …mit der Versicherung „I believe in wine“ (ich glaube an Wein!) daher. Eigentlich war ich jetzt der Überzeugung, mich könne nichts mehr erschüttern, aber auch der moralische Aspekt des Festes wird feinfühlig ins Visier genommen: Leichtbekleidete Damen versichern Santa Claus, sie könnten ihre Verfehlungen erklären („Dear Santa, I can explain“), hätten sich zwischen böse oder brav noch nicht so recht entschieden („naughty or nice“), würden aber auf jeden Fall nächstes Jahr -versprochen! – ein ordentliches Leben führen („I’ll be good next year“). Auch Tierfreunde werden mit geschmackvollen Dekorationsartikeln bedient. Der Hund mit bunt beleuchtetem Knochen ist einfach herzig und die Katze mit Weihnachtmütze und sentimentalem Blick lässt doch einfach Herzen höher schlagen. Weihnachtswahnsinn pur! Ich bin schwer beeindruckt und hoffe bis 24. Dezember den Schock überwunden zu haben.  

Als Photoshop noch nicht erfunden war…

Als Photoshop noch nicht erfunden war, ging auch schon etwas. Diese Foto ist etwa 1916 aufgenommen. Der Hausherr war im Krieg, wurde kurzerhand durch einen Mann gleicher Größe ersetzt und dann sein Kopf, sorgfältig aus einem anderen Foto ausgeschnitten, auf den Korpus geklebt. Zu sehen gibt es dort also die komplette Familie. Christian Barkey hat das Bild mit seiner Frau Auguste und seinen 10 Kindern dann vermutlich später mit ins Feld  genommen. Und er gehört zu den Glücklichen, die – zwar mit Erfrierungen –  aus diesem Krieg zurückkamen, so dass er sich um seine Kinder kümmern konnte. Eine der abgebildeten Personen (Alwine, 2. vorne links, mit dem Propeller) lebt und hat gerade noch einmal erzählt, warum sie hier so muffig schaut: Zunächst hatte der Fotograf ihr ein Fußbänkchen gegeben, ihr das dann aber wieder weggenommen. Ihre älteren Geschwister haben ihr diese Geschichte erzählt. Der Besuch beim Fotografen war übrigens für alle Beteiligten eine Strapaze: Ein sehr langer Fußmarsch aus Oberholsten nach Melle…Und das ist Alwine  – unsere Mutter – gute 100 Jahre später, ziemlich bequem von ihrer jüngsten Tochter mit dem Handy aufgenommen am 2.2.2018:      

Literary nightclub

Sofortmaßnahmen gegen Staus (16.2.2019) …lese ich heute in der Lingener Tagespost. Eine Zeit lang war es ja vielleicht ganz lustig, sich als Großstadt zu fühlen mit einer richtigen ausgewachsenen Rushhour, dann war andauernd Rush und nun ist sie wohl auch endgültig unseren Mandatsträgern auf die Uhr gegangen, die Lingener Verkehrsmisere. Aus der Sicht einer Innenstadtbewohnerin jenseits des Rings habe ich da einen Vorschlag. Lassen Sie mich zunächst schildern, wie es sich anfühlt, in der Innenstadt zu wohnen: Uneingeschränkt toll! – Wenn auch…ein paar suboptimale Zustände gibt es schon. Nur einer und als Beispiel: Unsere Straße wurde gerade sehr chic neu gestaltet. Ein breiter Gehweg ist da, der morgens und abends die „Hol- und Bringeeltern“ der gegenüberliegenden Grundschule zum Parken einlädt. Mein Lieblingsvater der Woche ist dabei der, der immer den Motor (Wo bleibt das Kind so lange? Wieso geht das Kind so langsam in die Schule rein?) laufen lässt und dann noch seine Kippe aus dem Autofenster wirft, wenn das Herzchen endlich angetobt kommt. Das Erreichen des Konrad-Adenauer Ringes (heißt der so, weil besagter sooo lange regiert hat?) von dieser Nebenstraße erfordert jetzt schon vollen Einsatz. Mit dem Auto: Wenn ich mit dem Gegenverkehr ohne größere Blechschäden geklärt habe, wie in Deutschland rechts abbiegen auf eine vorfahrtberechtigte Straße (im Gegensatz zu links abbiegen) geht, steh ich dann halt in dem Stau – macht nichts, immerhin schon mal dabei. Wobei: Manchmal ist die Kreuzung zugeparkt von Menschen, die offenbar keine Kenntnis haben, welche Länge ihr Fahrzeug hat. Links abbiegen: ungleich schöner! Maximal 1,5 Fahrzeuge können sich bei Geschick der Beteiligten (und wieder unter Beachtung der Regeln bei Rechts- oder Linksabbiegen) auf den Ring mogeln. Dabei gilt es, möglichst nicht unnötig viel Radfahrer zu töten, die das Rot der dortigen Ampel offenbar für höchstens einen schwachen Vorschlag halten. Wenn ich dann dort – derweil um mein (Auto)Hinterteil, das noch nicht so ganz auf den Ring passt, bangend, stehe, dann stehe ich halt und blockiere den Verkehr genauso wie die, über die ich mich gerade zuvor geärgert habe. Zu Fuß: Schnell zur „Drück-Ampel“ rennen, wenn die Linksabbieger gleich durch sind. Ok, aber wenn nur noch ganz selten grün wird, dann vielleicht unter Einsatz der eigenen Unversehrtheit… die Autos stehen dann ja alle… Die Vorbildfunktion (Grundschulkinder!) hält mich ab. Mit dem Fahrrad: Am besten gar keine Regeln beachten (außer, wenn besagte Grundschulk…), nur dann kommt man halbwegs voran in Lingen. Aber: sehr auf das eigene Überleben bedacht sein, was besonders schwierig ist, wenn man -das geht hier manchmal gar nicht anders- Auto spielen muss… Wenn ich mir nun vorstelle, dass die Ampelschaltung den Ring noch stärker bevorrechtigen soll, als es jetzt während der Lingener Rushhours (Plural!) der Fall ist, würde das vielleicht einer Art Ghettoisierung der Bezirke jenseits des Ringes gleichkommen? Komm‘ ich dann hier nie mehr raus? Ich habe da in Analogie zu Ebbe und Flut einen Vorschlag: Lasst doch die Menschen von jenseits des Ringes so vormittags für ein Stündchen (ja, ja, sammeln, `rüberwinken…) in die Innenstadt schwappen und erlaubt die Rückkehr so ab Spätnachmittag (richtig: genauso). Vorteil: Kaufkraft würde so echt in der Innenstadt gefesselt und der Verkehr auf dem Ring könnte ungehindert fließen….   In meinen Büros hat immer ein Aktenordner mit dem Titel „Literary nightclub“ gestanden. Unter diesem Titel habe ich 45 Berufs- und Privatjahre immer mal wieder die Kuriositäten unseres wunderbaren Berufes und andere lustige Dinge aus Texten, Bildern und Baukunst gesammelt. Der Aktenordner steht jetzt Zu Hause und er wird mehr und mehr virtuell…   Auf Sizilien ist mir aufgefallen, dass die Menschen angefangen haben zu fotografieren ohne zu gucken. Heißt: Freundin/Freund als Vordergrund, Aetna, Gruft, Tempel…als Hintergrund…und äh…da warn wir! Wer Kurioses aus dem Alltag liebt, findet hier zum Beispiel schöne Beispiele interessanter Architektur!- und überhaupt… 1976 Meppen (Maristen-Gymnasium)