Kreuzfahrer-Typologie (für Bilder bitte anklicken)

Natürlich sind auf kleinen Schiffen nur 1. nette, manchmal ein bisschen ältere Leute, die höflich und gutmütig mit dir das Restaurant, den Liegestuhl, das Rauschen des Meeres teilen…ein paar Typen fallen aber immer wieder auf und sind Anlass für diese kleine Typologie der Kreuzfahrer-Menschen. Natürlich ist alles furchtbar übertrieben und eigentlich gilt 1., aber manchmal…Sie werden in den Typebezeichnungen unschwer meine ungemein feinsinnigen Ableitungen erkennen: Der Mäki mäkelt gern mal herum, der Erzähli erzählt sehr viiel und schnell, der Muffi ist muffelig und maulfaul, der Egi ein mauliger Egozentriker. Der/Die Mäki (ach ja, ich erlaube mir das generische Maskulinum zu benutzen, der Mäki kann also männlich oder weiblich sein, Mäki*in wäre albern und Sie werden das schon schaffen, den Text ohne Sternchen o.ä. zu verstehen) Der Mäki findet an allem etwas Unpassendes, Ungehöriges, Verwirrendes und mäkelt dann. Opfer sind häufig Reiseleiter (Achtung Triggerwarnung: generisches Plural. Es gibt auch Reiseleiterinnen!), bei den Mitreisenden wird um Zustimmung geworben. Sind Sie nicht auch empört, dass so etwas als Panoramafahrt angeboten wurde? Wer sich nicht co-empört, wird geschnitten. Wenn man sich allerdings erstmal diesen Status der Ignoranz erarbeitet hat, lebt es sich ganz gut mit dem Mäki zusammen auf einem Schiff. Der Mäki führt, wenn er nicht allein reist, einen Mit-Mäki bei sich, der vielleicht einmal Widerstand geleistet hat, aber ruhiger lebt, wenn er den Mäki durch Grunzen, Nicken etc. verhalten unterstützt, gelegentlich aber auch in die aktive Rolle geht. Das versteht er dann als Unterstützungsaktion und das Empörungspotential wird dadurch gesteigert. Manchmal gibt es dann eine Mäki-Kettenreaktion. Armer Reiseleiter! Der darf ja niemals! Niemals! sagen, was er dazu denkt. So ein einfacher Text, wie ich ihn dann gerne denke (aber besser auch nicht sage) Haben Sie in der Angelegenheit schonmal Ihr Hirn eingesetzt? wäre Ende der Reiseleiterkarriere. Deswegen würde ich den Job auch nicht wählen könnte. Ich weiß genau, meistens kann ich über den Mäki schmunzeln, aber er sollte es auch nicht übertreiben, dann kann ich für meine Texte nicht mehr zu hundert Prozent garantieren…. Der/ Die Erzähli Man erfährt das Leben des Erzählis innerhalb der ersten halben Stunde des Kennenlernens mit allen Schrecknissen, Details und Proud-of-Points (ich war schließlich 40 Jahre…) Milde Erzählis sind wir in dieser Situation alle, denn Selbstdarstellung spielt natürlich eine Rolle, wenn ich auf jede Menge unbekannte Menschen treffe. Aber: Der Erzähli in seiner Extremform führt zu verdeckten Fluchtbewegungen an den Restauranttischen, auf Deck und in den Bars. Er erzählt nämlich gnadenlos alles wieder und wieder, auch in den Einwand hinein, das habe er schon beim Frühstück, vorgestern….bei der letzten Reise … Der/Die Muffi Er/Sie knallt sich an den Tisch, ohne zu grüßen oder zu fragen, ob dort frei ist. Müffelt sein Frühstück/Abendessen wortlos in sich hinein, als bestünde die Gefahr, dass ihm einer das ergatterte Essen/Trinken wegnimmt. Verständlich, denn an Bord herrscht ja bekanntermaßen akuter Nahrungsmangel. Der/die Egi Der Egi sorgt immer gut für sich, bestenfalls noch für seine Begleitung. Er hat eingebaute Vorfahrt beim Ein- und Aussteigen aus Verkehrsmitteln. Am Buffet lässt man ihn am besten dezent und unauffällig vor, es kann sonst zu Verletzungen kommen. Oder noch schlimmer: zu anhaltendem Gemaule über das Verhalten der Leute im Allgemeinen und auf Schiffen im Besonderen. Der Egi hat alles schon einmal irgendwo und irgendwie besser erlebt und sieht den derzeitigen Veranstalter als dem Untergang geweiht an (Früher gab es drei Dips, heute nur noch einen, die stehen wohl kurz vor der Pleite). Die Übergänge vom Egi zum Mäki sind fließend.

Es ist verboten sich bügeln zu lassen – eine Hommage auf portugiesische Reiseleiterinnen (für Bilder bitte anklicken)

Wir hatten in der Mehrheit portugiesische Reiseleiterinnen, darum nehme ich jetzt mal den weiblichen Plural. Sie werden gut ausgebildet: 3 Jahre Universität mit einer robusten Grundbildung in Landeskunde, Geschichte und Geduld, das ganze garniert mit zwei Wahlsprachen. Die Kamikazefliegerinnen unter ihnen wählen Deutsch als eine davon, eine zu Recht als schwer verschriene Sprache. Kompliment! Die Kamikazefliegerinnen sind einfach toll, didaktisch geradezu genial. Woher ich das weiß: Beim Schreiben des Reiseberichts musste ich fast nichts nachschauen, weil mir offenbar die passenden Informationen in passender Wiederholung und in plausiblen Zusammenhängen beigebogen worden sind. Darauf könnte sich so mancher Lehrer etwas einbilden und sich eine Scheibe bei den Damen abschneiden. (na gedanklich!) Und bitte, liebe später mit ihnen Reisende: Gewöhnt ihnen nicht ihre wunderbaren Sprachmacken ab! Das ist soo schön! Erheischen ist ein in Deutschland verschwundenes Wort, das dankenswerter Weise portugiesische Sprachlehrer am Leben erhalten. Alle sagten das: Jetzt erheischen wir…Das ist einfach hundertmal charmanter als so etwas Banales wie: Wir kommen jetzt nach… Niemand kann gebügelt werden heißt offenbar so viel wie: nicht verunfallen. Ich finde das viel anschulicher. Außerdem sind sie philosophisch veranlagt: Seit ich mich kenne (wer kann das schon von sich sagen) oder: seitdem ich weiß, wer ich bin…oder: man darf die Gäste ja nicht für doof erklären! oder: schmeckt so gut wie geklaut! Schön auch: Die Verrückten verstehen auch nicht, warum sie sind verrückt! Stimmt doch einfach! Oder: Alle Sportarten wie Rudeln! Was man sich unter Rudeln alles Tolles vorstellen mag! Schön auch ein kleiner Wutanfall über einen untätigen Bürgermeister: Er fliegt mit dem Wind, wechselt die Partei und bleibt Bürgermeister! Danke, liebe Reiseleiterinnen, ihr wart das Salz in der Suppe dieses wunderbaren Landes! Bitte macht ganz genauso weiter. Ich fand auch toll, dass ihr zum Teil so mutig wart, Persönliches über die Lebenssituation eurer Familien zu erzählen. Danke!