Armenien (für Bilder: anklicken)

Armenien: Viele Menschen, viele Kirchen, wenig Land „Vom Meer zum Meer“, begleitet von einer weit ausholenden Geste, so lautete oft der Einleitungssatz bei Vorträgen zur Geschichte des Landes Armenien. Von I, Aivazovsky, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2252877 Gesprochen in Museen, vor Denkmalen; die Erinnerung an ein großes Reich ist allgegenwärtig, die tatsächlich verbliebene Ausdehnung etwa von der Größe Brandenburgs eher bescheiden. Das armenische Selbstbewusstsein allerdings ist deutlich größer als das derzeitige Staatsgebiet. Besonders schmerzhaft für die Armenier: Der Verlust von identitätsstiftenden zentralen Gebieten, allen voran der Ararat. Den finden wir dafür abgebildet auf allerlei Verbrauchsgütern, der imposante Doppelkegel muss sogar für Kleenexboxen herhalten. Am bekanntesten sind die Weinbrandflaschen. Das beinhaltete Produkt kann es aus Sicht der Reisegruppe mit jedem Cognac aufnehmen. Überhaupt: Keine Sorge, gutes Essen und guter Wein sind (fast) überall zu finden.

Der lange Abschied der Alwine P. (für Bilder: anklicken)

Der lange Abschied der Alwine P. – Ein Text zum Tod unserer Mutter, die 105 Jahre alt wurde Unsere Mutter lebte in ihrer Wohnung in der Ludwigstraße in Lingen bis sie 103 Jahre, 6 Monate und  19 Tage alt war. Sie starb mit 105 Jahren, 5 Monaten und 6 Tagen. Was geschah in den 23 Monaten und 12 Tagen dazwischen? Jeden Tag etwas anderes und dabei doch vieles unter dem Thema Sterben und Abschied nehmen. Ins Heim: Die Kasernierung fiel ihr nicht leicht. Zuvor hatte sie 56 Jahre selbstbestimmt und allein in ihrer Wohnung gelebt, unser Vater starb 1960. Was macht es mit einem Menschen, der so lange seine Tage mit einer heißen Dusche, einem ebenso heißen Kaffee und der Zeitung begonnen hatte, wenn er sich plötzlich in einen von anderen bestimmten Tagesablauf mit lauwarmem -ihre Empörung war abgrundtief!-  Kaffee zu unterschiedlichen Tageszeiten gepresst sieht. Duschen nur einmal in der Woche- Badetag.

Aserbaidschan – Land des Feuers (für Bilder: anklicken)

Unser drittes Reiseland begrüßt uns mit strengen Kontrollen, dann großer Freundlichkeit und einem der ältesten Orte des Kaukasus: Sheki. Der KhansPalast hat ungeheuer reichhaltig bemalte Interieurs und unglaublich schöne Fenster aus Murano-Glas. In einem Handwerkscenter (in einem ehemaligen Gefängnis untergebracht) erfahren wir etwas über das Verfahren der Verglasung. Das farbige Glas wird sehr kunstfertig in schmale Holzlatten eingefügt, eine Technik (Shebeke), die offenbar bis heute Tradition hat. (Offenbar hatte der Handwerker, der uns sehr geduldig und stolz diese Technik erklärt, in seinem Leben gelegentlich mit gefährlichen Maschinen zu tun; es fehlten einige Finger, was seiner Kunstfertigkeit im übrigen keinen Abbruch tat).

Georgien – Italien des Ostens (Für Bilder: anklicken)

Beginnen wir mit der Hauptstadt: Tiflis-Tbilisi-Tbilissi- „Watt nu?“,  würde der entscheidungsfreudige Berliner sagen. Wiki und die deutschen Leitmedien halten an Tiflis fest, obwohl es nicht mehr die offizielle Bezeichung der Stadt ist. Die grüne Schreibe unten ist (wie der Fundort Tbilisi vermuten lässt) die richtige. Aber: Das scharfe s wird im Deutschen ss geschrieben. Also ist auch Tbilissi richtig. Wer sich vor der Aussprache von Tb am Wortanfang fürchtet, kann Chacha (s.u.) trinken – das löst die Zunge – oder:  üben! Unsere georgische Reiseleiterin, der wir die schöne Erkenntnis verdanken, dass HeiligeGottsMutterMaria ein einziges Wort ist, bringt uns sogleich mit den Errungenschaften der georgischen Brennkunst in Berührung: Chacha (Tschatscha),

Tipp Nr. 18

Lesetipp 18: Poladjan, Hier sind Löwen Eine deutsche Buchrestauratorin mit armenisch-russischen Wurzeln reist auf Drängen ihrer Mutter (die sich dann aber merkwürdig indifferent zeigt) nach Jerewan, wo ihr eine alte Familienbibel zur Restauration in die Hände fällt. Erzählt wird in einer zweiten Ebene die Geschichte der Kinder Anahid und Hrant, die mit dieser Bibel während des armenischen Genozids vor den Türken fliehen. Beide Geschichten werden ohne emotionale Wucht (die sich anbieten würde) in einander verwoben erzählt. Die junge Frau, die sich in der armenischen Hauptstadt auf eine Affäre einlässt und durch unterschiedlichste Freunde viel über die armenische Lebensrealität erfährt, wird durch die Arbeit am Evangeliar immer wieder in die historische Dimension gezogen. Dadurch entsteht der Wunsch nach der Klärung der eigenen Familiengeschichte (den die Mutter verwehrt) und damit nach der Frage, auf welche Weise die Vergangenheit in die Gegenwart ragt. Lesen? Unter bestimmten Umständen: Ja! Die Umstände sollten sein: Interesse an armenischen Themen, ein bisschen Toleranz gegenüber der Erzählerin, die sehr viel Informationen über dieses ebenso wunderbare wie geschundene Land in eine sehr vielschichtige Torte gebacken hat. Und: Als Vorbereitung zum Besuch des Matenadaran (Zentralarchiv für alte armenische Handschriften in Jerewan) und Armeniens geradezu ein Muss! Katerina Poladjan; Hier sind Löwen, Frankfurt/Main 2019   Einband des Etschmiadsin-Evangeliar, 6. Jh.