Java längs und Bali quer – Indonesienreise Frühjahr 2018 (für Bilder: anklicken)

1. Botanik auf Java und Bali – 2. Tempel in Java – 3. Tempel und Feste auf Bali 4. Allgemeine Herumheiraterei 5. Vulkane, Pech und Schwefel 6. Fottoplies 7. Kuriositätenkabinett 8. Sonntagsbelustigung in Denpasar 9. Menschen, Menschen 10. schöne Gegend hier 11. Märkte 12. Und…?

1. Botanik in Java und Bali

Wenn so ein Wintergebeuteltes Emslandkind in die Tropen fährt, kommt es aus dem Staunen über die Vegetation gar nicht heraus. Darum fange ich den Reisebericht erst einmal mit der Botanik an.

Adenium obesum

Diverse Pflanzen waren mir gar nicht bekannt, viele kamen mir vor wie ein Hohn auf die Mickerdinger, die wir mühselig auf unserer Fensterbank pflegen, waren aber als solche noch erkennbar. Bei einigen musste ich jetzt doch erst einmal passen und habe sie mit „BotanikGruen“, „BotanikKeineAhnung“ oder ähnlich erschöpfenden Bezeichnungen versehen. Wer da weiterhelfen kann: momo@momos-memos.de

Während einer Plantagenbesichtigung (Kaffee, Gummi, Zimt, Kakao), stellte ich fest: Die gute alte Schwarzäugige Susanne (Tunbergia alata) als Bodendecker, Kamelienhecken, Orchideen aus Mauern oder auf Bäumen….

Nach einem Hinweis („Warum hast du denn so vielle klitzekleine Bildchen eingestellt?“): Die muss man anklicken, damit sie ihr richtiges Format bekommen!!

Was alleine unsere mickerigen Gummibäume tun, wenn sie Wärme und Feuchtigkeit bekommen, zeigen Aufnahmen aus einer Tempelanlage auf Bali. Und Ficus lyrata wächst dort Schatten spendend bis an den Strand.

In jedem Hotel hing ein Hinweis: Keine Durian (Stinkfrucht) mit ins Zimmer nehmen. Unser Reiseführer Ketut aß sie mit Genuss, einige aus der Reisegruppe auch (schmeckte gar nicht schlecht..) Hinterher wurde von den Nicht-Essern behauptet, der Bus stinke…

Darüber hinaus gab es Duftbäume (Canago wird auf Hawaii zu Ylang Ylang verarbeitet) und die tollsten Farben und Formen zu bestaunen.

2. Tempel in Java

Candi Prambanan ist die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens. Als brave Touristen besichtigten wir das beeindruckende Bauwerk östlich von Yogyakarta bei Sonnenschein und Hitze (puh!). Mit uns sprangen dort etwa 10 Schulklassen herum, die uns interessanter fanden (Selfie please!, davon später mehr) als den etwa 850 errichteten Tempel, der seit 1991 Weltkulturerbe ist.

Viele verschwitze Stunden später erreichten wir Borubudur, eine der größten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens, ebenfalls in der Nähe von Yogyakarta, ebenfalls seit 1991 UNESCO Weltkulturerbe. Borubodur wurde vermutlich zwischen 750 und 850 gebaut und war viele Jahrhunderte unter Vulkanasche und wilder Vegetation begraben. Im 19. Jahrhundert wurde sie wieder entdeckt und durch Europäer ans Tageslicht gebracht, später (1973 bis 83) restauriert. Das Gebäude hat 9 Stockwerke und als wiederum brave Touristen kletterten wir all‘ die Treppen hinauf, „durch“ waren wir sowieso. Dort oben waren viele Menschen mit vielen Handys unterwegs, die alle gerne Borobudur mit komischen Europäern im Vordergrund fotografieren wollten. Da die Menschen alle ausnehmend freundlich dabei blieben („ßänkjuMäm“), kamen wir nur mühsam voran.

Zum Schluss noch ein kleiner Eindruck einer  Tempelanlage der chinesischen Minderheit auf Java. Alles viel bunt und alle sehr freundlich! Hauptreligion auf Java ist übrigens der Islam, der sich zum Bedauern unseres Fremdenführers Boelle (gesprochen wie französisch Poulet mit B; ehrlich gesagt, nur so konnte ich mir seinen Namen merken), der der christlichen Minderheit angehörte. Selbst bei bestisolierten Hotelfenstern konnte man das morgens ab 4.30 Uhr hören und die Verkleidung der Frauen reichte sogar bis ins Schwefelbad.

3. Tempel und Feste auf Bali

Zum Fest des zehnten Vollmondes geschmückt

Über 80 Prozent der Balinesen sind Hindus. Und überall sieht man gelebte Religon. Wir hatten das Glück, gleich 2 Feste mitzubekommen: Der 31.3. 2018 war Tumpek Landep (geehrt und gepflegt werden metallene Dinge) und gefeiert wurde auch Purnama Kedasa (der zehnte Vollmond). Ersteres äußerte sich zum Beispiel so, dass sehr viele Autos bunt geschmückt durch den Straßenverkehr lavierten. Auf unsere (zugegeben halb ironisch gestellte) Frage, ob unser kleiner Bus auch noch geehrt würde, anwortete Ketut, unser Reiseführer, sehr ersnthaft, dieser werde am Abend nach unserer Fahrt vom Fahrer noch gründlich gewaschen und geschmückt. Auf Ketuts Stirn klebten einige Reiskörner, Zeichen dessen, dass er am Morgen die religös-familiären Rituale schon absolviert hatte. Zur Vorbereitung des Vollmondfestes waren alle Tempel und Figuren geschmückt und überall sahen wir Opferkörbe. Marktstände boten Zubehör an, sehr oft mit Frangipaniblüten (meist Plumeria rubra var. acutifolia, letztes Bild der Galerie, Frangipani auch im Haeder).

Elefant mit Kellerassel

Besonders beeindruckend fand ich die „sprudelnde Quelle“. Pura Tirta Empul gehört zu den neun Staatstempeln.Der Quelltempel wurde im Jahr 926 während der Warmadewa Dynastie an der Stelle der großen Quelle des Flusses Pakrisan erbaut und liegt in der Nähe von Ubud. Das Wasser ist heilig und bringt „viele Gluck!“, so Ketut. Jede der sprudelnden Wasserfontänen bringt spezielles Glück, also Harmonie, Reichtum, Gesundheit, Kindersegen…So konnte man die Badenden, geduldig im Wasser wartend, von Wasserstrahl zu Wasserstrahl gehen und untertauchen sehen. Mich erstaunten einige europäisch aussehende Menschen und identisch gekleidete Gruppen, die wie Betriebsauflüge wirkten und sich vor der Tat von allen Seiten ablichten ließen. Zur Not reichte es aber wohl auch, mit einer Art kleinem Schneebesen heiliges Wasser aus einem Gefäß dreimal auf den eigenen Kopf zu stupsen. Eine Mitreisende tat es Ketut gleich. Sie hatte Glück (oder was auch immer), aber ein Mitreisender wurde später im Affenwald von Ubud von Makakenaffen ordentlich gebissen. Daher der wilde Affe in der Galerie…ob heiliges Wasser geholfen hätte?

Makaken in Ubud

4. Allgemeine Herumheiraterei

Eine Welterscheinung, die nach meinen Beobachtungen bei allen Monumenten von Rang um sich greift: Es wird dekorativ geheiratet und das eigentlich Wichtige daran ist nicht etwa die Verehelichung, sondern das Bild von der Großartigkeit des Events. In vielen Baudenkmälern lauerten sie darauf, dass die blöden Touristen ihnen endlich aus der Optik gingen, dann schnell die Turnschuhe von sich werfend in highest Highheels steigend und betörend lächeln (nur die Frau, der Mann guckt eher brummig). Der Fotograf wirft sich zu Boden, die Fotodrohne kreist, der Stoff des Kleides wird über ganze Monumentaltreppen gespannt. Wow!

5. Vulkane, Pech und Schwefel

Kaldera (sea of sand) des Mount Bromo

Das ist die Sache mit der Subduktionszone, genau: Indo-australische Platte schiebt sich unter eurasische Platte. Gibt jede Menge Ärger und Vulkane. Davon sehr viele auf Java und Bali. Die muss man sich nicht alle angucken, aber beeindruckend sind einige schon. Hier zu sehen sind der Tankuban Perahn (West-Java, Nähe Bandung) und der Mount Bromo (Ost-Java,Nähe Malang) , berühmt wegen seines „see of sand“, einer riesigen Kaldera. Der Blick in den kleinen Krater, den man über eine lange und steile Treppe erreicht, scheint zunächst weniger großartig. Erst dachte ich, da sei Müll, aber nein, es waren jede Menge Opferkörbchen, die man praktischer Weise oben an der Treppe kaufen konnte und – versehen mit besonderen Wünschen- dem Vulkan in den Schlund warf. Bei beiden Vulkanen roch es mächtig nach Schwefeldioxyd und das Gestein war gelb verfärbt. Der Tankuban erhebt sich aus einer grünen Hölle (ab einer gewissen Höhe sah ich sehr viele Brugmansien in verschiedenen Farben) und wird abrupt schroff – ja – und stinkt vor sich hin. Oben ist der übliche Tourismusrummel, der wird unter 7. (Kuriositätenkabinett) gewürdigt. Der Tankuban hat zuletzt 2013 gespuckt, der Bromo 2016, beide sind also hochaktiv und werden zeitweise für Touristen gesperrt. Besonders beeindruckend fand ich den „see of sand“ des Bromo, wo kleine Pferde zum Transport fußlahmer Menschen angeboten wurden. Das Licht war insgesamt wie in Grau getaucht, ich fand es sogar ein bisschen unheimlich.

6. Fottoplies

In Prambanan, wo viele Schulklassen eigentlich das Bauwerk besichtigen sollten, fanden nicht wenige uns viel interessanter. Ich sah, wie eine Lehrerin, sich lächelnd vor mir neigend, ihren Mädchen „Fottopliesmädäm“ beibrachte. Sei stürzten dann mit ihren Handys heran und übten ihren ersten englischen Satz an allem, was hier komisch aussah, einschließlich der Herren, die sich auch gutwillig ablichten ließen. Der eigentliche Witz wäre also, wenn man hier all‘ die putzigen Selfies (immer das Mädchen plus Bauwerk plus putzigem Europäer) herzeigen könnte. Aber auch sonst ist die Fotograferitis weltweit unterwegs. Am witzigsten fand ich den Jugendlichen, der von seinen Eltern unbedingt vor dem Krater des Tankuban abgelichtet werden wollte, wegen des Gestanks aber trotz aller Überredungsversuche seiner Mutter nicht die Gesichtsmaske absetzte.

7. Kuriositätenkabinett

Überfahrt von Java nach Bali

Gelegentlich stolpert man optisch über Dinge, die gar nicht so gut ins schöne Urlaubskonzept passen, die aber lustig sind. So die Fellmützen am Tankuban-Krater. Allein schon in einem tropischen Land ein Witz, aber sie wurden gekauft wie warme Semmeln (es gibt ein Foto von mir neben einigen Damen, die soeben welche erworben und aufgesetzt haben, das zeig ich im Leben nicht her!!) Die Mützen müssen reichen. Diesmal ist allerdings die „Schreckliche-Handtaschen“-Ausbeute sehr gering: Nur ein liebliches Osterhäschen in Denpasar!

8. Sonntagbelustigung in Denpasar

Nachdem wir Affen-geschädigt nicht mehr den Ausflug nach Uluwatu (Affenwald drumherum!) wahrnehmen wollten, bekamen wir einen Ausflug nach Denpasar mit Ketut spendiert. Und wir lernten das Sonntagsleben einer balinesischen Großstadt kennen: Volksbelustigung für alle Familienmitglieder auf einem großen zentralen Platz, inklusive Massengymnastik für die Erwachsenen. Dem individualverliebten Europäer bleibt der Mund offen angesicht solch fröhlicher Gemeinschaftshopserei nach Musik.

Als immer noch brave Touristen stiegen wir die vielen Stufen des Bajra Sanhi Monuments (1987 von Sukarnoputi gebaut) hinauf (nochmehr puh!, weil sehr feuchtwarm an diesem Sonntag) Dort warteten 33 Dioramen zur Geschichte Balis und ein wunderbarer Rundumblick auf uns. Da ich gerade „Liebe und Tod auf Bali“ von Vicky Baum las, hat mich die Puputan-Geschichte besonders interessiert (ist bei Baum sehr gut geschildert):  1906 landete eine überwältigende Übermacht der niederländischen Armee am Strand von Sanur (da lag unser Hotel mit den Bäumen bis an den Strand), es gab keinen nennenswerten Widerstand  und die Holländer marschierten durch bis Denpasar zum Palast des Königreichs Badung. Dort stieg Rauch aus dem Tempel auf und es kam eine stille Prozession heraus, angeführt durch den Herrscher in einer Sänfte. Der Raja war in traditionelle weiße Gewänder gekleidet, wie sie bei Feuerbestattungen der Balinesen getragen werden (Wir sahen solche Bestattungen so quasi am Straßenrand: rauschende, fröhliche Feste). Die anderen Menschen in der Prozession waren Hofbeamte des Rajas, Wachen, Priester, Kinder, Ehefrauen und Bedienstete, die sich allesamt ähnlich verhielten. Als die Prozession hundert Schritte von der niederländischen Armee entfernt war, hielt sie an. Der Raja stieg aus der Sänfte und gab einem Priester ein Zeichen, der nun sein Schwert in die Brust des Raja stieß. Der Rest der Prozession begann sich und andere umzubringen.  Als immer mehr Menschen aus dem Palast kamen, stieg die Zahl der sich selbt Tötenden weiter an. Annähernd 1000 Balinesen starben, nach niederländischen Quellen sogar bis zu 3500.

Puputan! Welche Inszenierung gegen die Arroganz der Kolonialisten!

Blick vom Bajra Sanhi Monument auf die Sonntagbelustigung von Denpasar

9. Menschen, Menschen

Gleich vorweg: Sie sind schön anzusehen. Spätestens am Strand von Sanur kommt man sich mit ein paar fetten Holländern und Australiern zusammen vor wie ein Elefant auf Durchreise. Und: Sie sind ALLE ausnehmend freundlich, auch da, wo es eindeutig schon ordentlich touristisch zugeht, wie an der Stränden Balis. Das erste, was wir von unserem Reisführer Ketut lernen, war: Laangsam, laangsam! (Ganz im Gegensatz zu Frau Gus Spruch in Shanghai: „ZackZack!“) Dabei dehnte er das a so, dass man es sofort glaubte. Er verlor nie die Geduld mit uns und hatte immer ein Lächeln. Phänomenal. Da können wir uns echt ’ne Scheibe von abschneiden…finde ich.

10. Schöne Gegend hier

Ja, ja, die üblichen Bilder: Traumstrand mit Kokospalme, Reisfelder mit viel zu blauem Himmel. Trotzdem: Das flirrende Blau über den so unverschämt grasgrünen Reisfeldern… Ich will das, so eine richtig schöne Runde Klischees… tut eben doch der Seele gut.

11. Märkte

Was wo und wie angeboten wird, sagt natürlich viel über eine Kultur aus. Hier sind fast ausschließlich Märkte in Java repräsentiert, denn auf Bali ging es dort eher touristisch zu und die Aufnahmen landeten im Kuriositätenkabinett (mit einer Ausnahme hier, weil sie immer wieder vorkam).

12. Und…?

Java seehr interessant, aber auch voll und in den großen Städten nervig (die am dichtesten besiedelte Insel der Welt und davon immer gefühlt die Hälfte der Leute mit dem knatternden Zweirad unterwegs). Aber auch landschaftlich und kulturell immer wieder überraschend schön. Muss man gesehen und erlebt haben.

Bali schon zeimlich touristisch, aber unendlich entspannt, freundlich, schön. Wunderschöne Tempelanlagen, gelebte Religion an jeder Ecke zu spüren…So richtig was für die Seele.