Digitale Diät (für Bilder: anklicken)

Ein Tag Internet kostet auf dem Schiff bei Azamara sage und schreibe 19,90 Dollar. Das sind bei 16 Tagen Chilenische Fjorde stolze 318,40 Dollar. Um zu schreiben hä, huhu, uns geht’s gut, tolle Eindrücke oder irgendson Quark, den man schreibt, wenn man eigentlich nichts zu sagen hat, ein bisschen viel Geld.

Da wir mit unseren Preisvorstellungen, also Azamara und ich, sehr weit auseinander liegen, gebe ich rundum bekannt: Also, wir sind dann jetzt mal `ne Zeit nicht erreichbar und ihr hört auch nichts von uns und löste leises Erstaunen aus. Wie jetzt, so gar nicht? Geht ihr ans Ende der Welt? Diese Frage kann man mit Blick auf Ushuaia getrost mit ja beantworten. Und damit gut…

So vor Ostern finden sich ja alljährlich gute Ratschläge zum Thema Fasten und Diät in den Leitmedien. Ich habe mich immer ziemlich gewundert, was man so alles offenbar befasten kann. Internetkonsum, Süßigkeiten, Allohol, Klamottenverbrauch…manche haben offenbar Ratgeber gelesen, nach denen auch eine Abstinenz von Freundlichkeit und rationalem Denken absolute Wunder wirken soll.

Na im Ernst, neben dem religiösen Inhalt der Geschichte, könnte man dem Gedanken, dass es gut sein kann, von Zeit zu Zeit mal drüber nachzudenken, ob der exzessive Gebrauch von diesem und jenem, der sich in unseren Alltag geschlichen hat, so ganz sinnvoll, gesund, psychisch zuträglich… ist. Das kann man ja vermutlich am besten, indem man diese Lebenskomponente weglässt und die Wirkung auf sich selber genau beobachtet.

Erithrina gallis

Was macht also 16 Tage ohne Handy mit mir? Es gab 2 Punkte, an denen es mir gefehlt hat: Nicht nachschauen können, was Pico de gallo botanisch ist und wie das Englische Pfund steht, um ausrechnen zu können, was die 29,99 an der Flasche eines emsländischen Trinkproduktes in einem Supermarkt auf den Falklands bedeuten.

Falklands: 29,99 sind ungefähr 35,70 € ! So geht es, wenn man am falschen Ort einkauft.

Also bisher kein bedeutender psychischer Schaden. Aber ein Hinweis darauf, dass man sich daran gewöhnt hat, immer und überall fehlende Information einholen zu können. Und definitiv positiv: Ich habe viel in mein Reisebuch händisch geschrieben. Kann aber auch ein Nebeneffekt der Muße einer Schiffsreise sein!

Und die soziale Komponente? Außer uns geht’s paletti und allet chic hier hätte ich nichts posten wollen. In den Häfen fand man gelegentlich Free WIFI und der Waffelquark, der dann unter Lustig und Co ins Handy getrudelt kommt, ist jetzt nicht so welterhellend, dass man nicht auch länger als 16 Tage darauf verzichten könnte.

Aber – recht besehen- ich habe gemogelt. Ich hatte, in der Sorge, mein Englisch könnte insbesondere beim Bestellen von Ess- und Trinkwaren vokabulär versagen, ein Offline-Englisch-Lexikon auf mein Handy geladen und schon ein paar Fotos aus den Häfen gepostet.

War also kein Fasten, sondern höchstens eine leichte digitale Diät…