Neuseeland: Großes Kino für Stella (für Bilder bitte anklicken)

  Neuseeland: Großes Kino für Stella Siehe auch: Jacinda Ardern, Christine Lambrecht und John Key Nach unserer Südamerikareise hatte ich wie üblich meinen Reisebericht auf momos-memos.de gestellt und unsere Mitreisende Stella schrieb mir dazu: „Großes Kino, momo!“ Ich habe mich seinerzeit über ihr Lob sehr gefreut. Bald schon hatten wir neue gemeinsame Reisepläne: Neuseeland sollte es werden und zu viert. Silvester in Singapur, dann Melbourne, mit dem Schiff um Neuseeland herum und von Auckland zurück nach Singapur und Frankfurt. Dann kam Corona: Erst machte Australien dicht, dann Neuseeland, dann Singapur…. dreimal in Folge wurde die Reise abgesagt. 2022 sah es nun endlich so aus, dass unser Plan Wirklichkeit werden sollte. Stella hatte im Herbst viel unerklärliche Rückenschmerzen, dann wurde es immer schlimmer und es wurde klar, dass sie nicht mitkommen konnte. Wir haben das lebhaft bedauert, sind aber dann als „Resttruppe“ allein gefahren. Schöne und schlimme Dinge liegen im Leben ja oft sehr nah beieinander und unsere Gefühle, wenn wir etwas besonders Schönes gesehen haben, waren immer auch einen Hauch mit dem Schmerz gemischt, dass Stella das nun nicht mehr sehen konnte. Bei den ungeheuer wechselvollen und pittoresken Ausblicken vom Mount Maunganui (bei Tauranga) aufs Meer habe ich dann kurz nach der Nachricht von Stellas Tod die schmerzhafte Schönheit der traumhaften Panoramen mit rauschendem Meer empfunden und daran gedacht, was sie damals gesagt hat: „Großes Kino, momo!“ Dieser Reisebericht ist also Stella gewidmet und den großartigen Landschaften und Himmelsszenarien Neuseelands. Der Bericht hätte auch wieder „Wolkenreisen“ heißen können, denn Wolken – Wolken! – in so ziemlich jeder Form und Farbe gab es wieder zu bestaunen. Beeindruckend auch immer wieder die Botanik. Das ist ja sowieso ein Fimmel von mir, aber als am Strand von Napier die Gazanien bis ans Meer blühten, konnte ich mich gar nicht wieder einkriegen: Aber der Reihe nach: Singapur zum Ersten (Hinweg) und zum Zweiten (Rückweg). Zweimal Neujahr! Diese Stadt wird gerne als Stopover benutzt, wenn man auf „die andere Seite“ der Welt möchte. Ein paar Tage Zeit dort sind aber absolut zu empfehlen, denn Singapur hat viele interessante und schöne Seiten. Es ist  grün und feucht und warm dort. Aber „grüne Hölle“ passt insofern gar nicht, als alles sehr gepflegt und vollkommen clean ist. Der Weihnachtsschmuck bei 32 Grad und üppig blühender Umgebung wirkt irgendwie seltsam. Ein junger Hotelbediensteter erkundigte sich am letzten Morgen unseres zweiten Aufenthaltes sehr intensiv nach den Temperaturen in Europa (es war 7 Uhr morgens und bereits 30 Grad) und sagte dann überzeugt: „Ich wandere später aus dahin, wo’s richtig schön kalt ist!“ Na ja, jedem seine Perspektive… Wer nach Singapur kommt, sollte nicht vergessen, eine schöne mollige Strickjacke mit sich zu führen. Das Weinrestaurant, in dem wir unser Silvester-Essen nahmen, war eiskalt. Man konnte aber lauwarmes (!) Wasser in türkisfarbenen Ikea-Tassen haben. Eine vierköpfige Familie am Nachbartisch verbrachte den letzten Abend des Jahres einträchtig, indem jede*r sich intensiv mit dem Smartphone beschäftigte. Alle haben irgendwie immer ihr Smartphone in der Hand. Sprachprobleme werden recht pragmatisch gelöst: Der Zimmerservice klingelt und hält mir ein IPhone vor die Nase. Drauf ein groß gedruckter Text: „Have you got any laundry?“ Dann bedeutet sie mir zu warten und anschließend in das Phone zu sprechen. Ich höre wie mein „nein danke“ in einen (vermutlich) chinesischen Singsang übersetzt wird, sie lächelt verbindlich, sagt tatsächlich selber „happy new year“ und verschwindet. Wie praktisch! Auf dem Hinweg haben wir den Botanischen Garten besucht, das ist eine wunderbare Anlage mit einer unschlagbar schönen Orchideensammlung. Da es der erste Tag des neuen Jahres war, waren dort sehr viele Picknickgruppen und lustige familiäre Versammlungen unterwegs. Auch bei diesem Ansturm von Menschen war die gesamte Parkanlage absolut clean, keinerlei Müll auf dem Rasen oder in den Rabatten. Nicht nur die Blumen-, sondern auch die Menschensammlung fanden wir durchaus bemerkenswert. Hintergrund für Hochzeiten, Ausführen der Hunde, Selfies mit Orchideenhintergrund…eine sehr ruhige und entspannte Nutzung im Gegensatz zu dem, was wir in den Gardens by the Bay erleben würden. Erstaunt war ich über den Garten der Berühmtheiten, wo ich als Orchideen-Spezialzüchtung zunächst nur Xi Yinping fand, zu meiner Beruhigung dann allerdings bald alle üblichen Verdächtigen. Als wir nach 20 Tagen nach Singapur zurückkamen, waren wir geneigt zu glauben, es sei dort schon für Ostern geschmückt, weil schon im Flughafen lauter Häschen dekoriert waren. Weit gefehlt: Es war schon wieder Neujahr, diesmal das chinesische und gefeiert wurde der Beginn des Jahres des Hasen. Das Hotel hatte sich ordentlich aufgebrezelt mit Lampions, chinesischen Glücksdrachen und sehr bunten Karnickeln… Hotel und Frühstück in Singapur Besonders deutlich wurde das Bemühen des Hotels, allen Geschmacks-Richtungen nachzukommen, bei der Deko und beim Frühstück. Die europäische Abteilung mit Kaffeemaschine, Backwaren, Rührei und Co. war eine Linie, viel umfänglicher aber fielen die Abteilungen mit den verschiedenen asiatischen Esswaren aus, die ich besonders interessant fand. Als ich eine junge Asiatin fragte, was das denn sei, was sie sich dort in Mengen auflud (der Koch hob fröhlich den Deckel von etwas, das für mich wie Dampfnudeln aussah), sagte sie, das wisse sie nicht, aber das esse sie jeden Morgen. Um diese Produkte schlichen auch einige von den in Schlafanzüge gehüllten Gestalten herum, die uns in Shanghai schon so amüsiert haben. Beliebt waren auch die einschlägig vorbestraften weißen Hotelschlappen, am hübschesten an zierlichen 36er Füßen so in Größe 45. Der Hit beim asiatischen Essen schien mir die „Suppe zum Selbstbasteln“ zu sein: In eine mit großen Kellen geschöpfte Brühe wurden allerei geheimnisvolle Dinge (einiges sah gefährlich nach Chili aus) eingerührt. Nachdem ich mit mit einem Franzosen ausreichend über die „Beurre Doux“ aus der Bretagne lustig gemacht hatte (am Abend lernten wir bei dem sehr indischen Italiener unten in der Hotelanlage eine junge Nahrungsmittelingenieurin aus der Normandie kennen, die uns ernst belehrte, es gebe halt keine Kühe in Singapur) , fiel mir dann auch noch eine ganze indische Abteilung auf. „Hier jibt et eben von allet“, würde der Berliner sagen, auch tschechisches und deutsches Bier (das wird billiger, wenn man es vor 7 p.M./19 Uhr trinkt!), dazu zum Neujahr des Hasen überall lustige Kaninchen-Hasen und andere bunte Tiere. Taxifahren in Singapur ist einigermaßen günstig und man kann mit der Kreditkarte bezahlen. Hätten wir auf dieser Reise mit Bargeld arbeiten wollen, hätten wir vier Sorten Dollar mit uns führen müssen: Singapurdollar, australische Dollar, neuseeländische Dollar und auf dem Schiff amerikanische Dollar. Ging aber alles mit der guten goldenen Sparkassen-Kreditkarte. Am günstigsten ist es auch, in Landeswährung zu zahlen, die Umrechnung in Euro geschieht dann in Deutschland. Wir ließen uns also zu den Gardens by the Bay fahren. Es regnete wie aus Kübeln, aber unser lustiger chinesischer Taxifahrer behauptete, er habe magische Kräfte und der Regen werde aufhören, sobald wir dort wären. Es stimmte, aber sein Poker-Einsatz war nicht besonders hoch. Diese Art Regen verhält sich nicht wie der emsländische Landregen: Kommt und geht lange nicht wieder, sondern ist heftig und kurz. Allerdings war die Feuchtigkeit dann so hoch, dass man klebte – und für die Frisur ist das auch nicht so richtig gut. Aber die Gardens by the Bay sind unbedingt einen oder besser viele Besuche wert. Da wir ja schon wieder im neuen Jahr gelandet waren, waren in den Gärten Unmengen von chinesischen Menschen unterwegs. Sie fotografierten sich gegenseitig oder selbst –  bis die Handys glühten! Wir waren lange in dem großen „Flower Dome“ unterwegs, ich habe aber nur eine einzige Frau gesehen, die sich für die Blütenpracht dort interessiert hat. Sie machte ein Foto von einer schönen Dahlie. Alle anderen posierten vor den Blumen und der Neujahrs-Deko, die sie als Hintergrund für ihre Selbstdarstellung benutzten. Das Ergebnis der Fotografie-Bemühungen wurde jeweils überprüft und bei unzureichender Schönheit der Abgelichteten mehrfach wiederholt. Beliebt waren als Hintergrundmotive auch die große Fülle von Hasen, die allerdings allesamt wie putzige Karnickel aussahen. Dabei gibt es eine gewisse Sorglosigkeit beim Mischen von künstlichen und botanischen (lebendigen) Gestaltungselementen. Von Singapur ging es weiter nach Melbourne. Von dort sollte es aufs Schiff gehen. Da der Transfer vom Flughafen ins Hotel „Batman’s Hill“ wieder nicht klappte, lernten wir das australische Taxiwesen (das uns in Melbourne fest in indischer Hand vorkam) kennen. Das Hotel, wie geduckt vor den umgebenden Hochhäusern, ist ein schönes altes Haus mit verblichener Würde. Unser Zimmer ist eher Badman’s Hill, renoviert, aber nicht fertig geworden… Die Lage ist allerdings sensationell gut. Der Name kommt übrigens nicht von irgendwelchen Fledermäusen, die das Personal eher verschämt (und ungern, wie uns eine Dame im Lift verschwörerisch versicherte) aufgestickt trägt. Sondern: Ein Herr John Batman (1801-1839) hat seinerzeit diese leichte Erhebung als für Besiedelung günstig entdeckt. So lernten wir Kawal kennen, der uns am folgenden Tag herumkutschierte und uns interessante Einblicke in seine Stadt gab. Da wir (er war soo freundlich) nicht so recht gestehen mochten, dass unser Interesse an Sport und militärischen Ehrenmalen (einschließlich des Rotkreuz-Esels) eher marginal ist, wurden wir jeweils dort abgelichtet. Die Parks und die blühenden Pflanzen gefielen uns ungemein, zudem Queen Victorias Market, der botanische Garten und die Struktur der Stadt, die überall großzügig, grün und sauber wirkt. Kawal muss ja nicht unbedingt erfahren, dass wir völlige Sportmuffel sind, nie verstehen werden, wie Cricket geht und über die vielen Orden im Shrine of Remembrance ziemlich perplex waren. Es war so ein schöner Tag mit Kawalit Singh! Absolut! Neuseeland und fremde Pflanzen und Tiere Bevor unsere Reise mit einem amerikanischen Schiff überhaupt losging, gab es allerlei schlechte Nachrichten über Nicht-Anlanden-Können, über „hull cleaning“ (das Wort vergesse ich nie, musste es zunächst aber nachschauen: Reinigung des Schiffsrumpfes). Zunächst hieß es, eben diese müsse von Tauchern in der Tasman Bay besorgt werden, wenn wir überhaupt in einen neuseeländischen Hafen wollten. Nun ist die tasmanische See geneigt, gelegentlich etwas kabbelige Wellen zu erzeugen. Keine Chance für „hull cleaning“! Nach zähen Verhandlungen (der Kapitän behauptete davon graue Haare bekommen zu haben; ein Witz, denn er hatte so viel wie keine) konnten wir einige Häfen auch so anlaufen, aber eben nicht alle geplanten. Da wir alle Anlandungen sehr schön fanden, waren wir aber zufrieden. Unsere neuseeländischen Freunde mussten ein Familientreffen umplanen, waren aber auch ganz entspannt. Ausgerechnet beim deutschen Abend (bisschen lustig, was Amerikaner darunter verstehen) wurde mir die kabbelige See zum Verhängnis und ich musste zum Erstaunen unserer neuseeländischen Freunde meine weitläufigen Erläuterungen zu „Wüaschtchen“ ,“Ssauerkraut“ und „Snitzel“ plötzlich aufgeben und unsere Kabine aufsuchen. Scheint bei mir einmal pro Reise „dran“ zu sein, machte natürlich angesichts des deutschen Buffets einen ausgesprochen schlechten Eindruck. Ist mir später nicht wieder passiert, nicht bei indonesisch, amerikanisch, französisch, chinesisch oder sonstwas. Bevor wir die tasmanische See mit den oben beschriebenen Folgen überqueren, landen wir Sidney an. Die Stadt mag uns wohl nicht und begrüßt uns mit schlimmem Dauerregen. Wir fliehen schließlich an unseren Liegeplatz nahe der Harbour Bridge. Zwei füllige australische Damen äußern beim Essen ihr ungebremstes Erstaunen über das Wetter. Und zwei Deutsche erzählen uns ihr Abenteuer auf der Azamara Persuit (wir hatten 2019 genau die Tour vor ihnen gebucht), von der sie wegen Corona nicht herunterkamen. Ewiger Urlaub ist auch irgendwie schwierig…Sobald der Regen aufhört, wird es warm und man ahnt, wie es normalerweise im Sommer in Sidney ist… Dunedin (gesprochen DuEdin) Mit Dunedin ging es uns wie mit Sidney: Heavy rain! Wunderbare Wolkenberge, gegen Abend dann etwas Sonne mit noch wunderbareren Wolkengetümen. Janet Frame (unbedingt lesen: Ihre Autobiografie „Ein Engel an meiner Tafel„!) ist hier geboren. Will hoffen, dass es nicht ständig so ist in Dunedin. Das könnte ihre Gemütsverfassung (mit) erklären. Wenn Ihnen das Lagerholz im Hafen von Dunedin auffällt: Das war das Bild in fast allen Häfen (riecht außerdem gut!). Es wird viel schnell wachsendes Radiata-Kiefernholz exportiert. In Neuseeland erhält die Forstwirtschaft im Rahmen des dortigen CO2-Handelssystems eine Vergütung für ihre Klimaschutzleistungen. Nämlich: Wo Bäume wachsen, binden sie Kohlendioxid und dienen damit dem Klimaschutz. Das zu belohnen, könnte vielleicht auch in Europa eine gute Idee sein? Ein Busfahrer erzählt uns, während wir einen endlos langen Hafenzug mit Langholz abwarteten, dass  das schnell wachsende Holz hauptsächlich zur Papiererzeugung nach Japan geht. Es gab aber auch wenige sehr umfänglich Bäume: Sumpf-Kauri und Kauri-Holz. Sie dürfen nicht gefällt werden, sondern müssen irgendwann umfallen/umgefallen sein. Zwischendrin erreichen uns Nachrichten zu Christine Lambrecht. Dazu eine Betrachtung unter „Gedanken zur Zeit“ Essen und Menschen auf dem Schiff Es gibt schon ein paar kuriose Typen auf dem Schiff: Einen nennen wir „den Hobbit“, fällt sehr klein aus, trägt dafür Riesenmützen, ist riesig laut und tanzt jeden Abend wie ein Tanzbär auf Deck 10. Viele Australier*innen, alle sehr nett, viele ziemlich füllig. Sie trinken abends gerne einen Famous grouse mit uns (auch Deck 10). Asiat*innen mit sehr kurzen Sportshorts (immer, egal, welches Wetter..), stark aufgebrezelte Amerikaner*innen … Gerade an denen haben sich meine Vorurteile richtig heißgelaufen: Sie waren ausnahmslos besonders nett, aufgeschlossen, interessiert an Europa. Nicht immer huntertprozentig informiert- genau wie wir… Eine fragte mich sehr nett und anteilnehmend beim Essen: Wenn wir nun nach Hause kämen, dann wär da ja Winter? (genaue Nachfrage zu Schnee, Eis und Temperatur, Interesse an der Differenzierung Nord-Süddeutschland). Dann die besorgte Nachfrage, ob man denn gar nicht heizen könnte, weil es in Europa doch grad gar kein Gas gebe… Ach ja: das Buffet quoll über vor Sommer: Melonen (3 Sorten), Ananas, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren und manchmal dicke Schwarzkirschen. Schlemmerland für mich. Timaru Das Wetter bleibt entgegen der Vorhersage schön und Timaru begrüßt uns leicht besonnt und mit einem kleinen Markt mit heimischen Produkten. In Timaru haben wir eine Regenjacke gekauft (wie immer wieder empfohlen: bei Kathmandu!). Zuerst dachten wir, es seien erstaunlich viele Leute auf dem Schiff schon mal in Kathmandu gewesen und hätten T-Shirts, Jacken, Sweatshirts….mitgebracht. Weit gefehlt: Das ist eine sehr beliebte neuseeländische Outdoor-Marke. Zu unserem Amüsement hatten sie in dem Kathmandu-Laden in Timaru „the boxing days“, die Herleitung vom 26.12., also dem Geschenkschachteltag (box), war uns ferne, aber die Auswirkung (bis zu 50 % Rabatt) recht angenehm. Seitdem wir diese erboxte Kathamandu-Regenjacke hatten, hat es in Neuseeland nicht mehr geregnet (allerdings gab es allerlei Unbill, nachdem wir weg waren, besonders in Auckland. Könnte es vielleicht bedeuten, dass wir die magische Jacke besser dort gelassen hätten?) Die Jacke ist nämlich magisch, wie die australischen Damen es vorausgesagt haben (no more rain, if you buy a new raincoat). Mal sehen, was wir mit der noch alles erleben werden…die alte Regenjacke jedenfalls führt ein einsames Leben im Hotel Batman’s Hill in Melbourne. Am Anfang und Ende des Hafenaufenthaltes immer dasselbe Ritual: die Hafenschlepper kommen, dann das Pilot-Boot, der Pilot geht an Bord und das Ganze rückwärts. Die Skipper auf den Bugsiers machten sich oft den Spaß, zum Schluss eine Runde um die eigene Achse zu drehen und zu winken. Waipara Hill – Weinproben In Waipara Hill wurde uns neben der Rebsorte Riesling in allen Schattierungen auch die Sorte Wüaztrem angeboten (was wir erst verstanden, als die Flaschen im Regal auftauchten) : Unsere Recherche zum Waipara-Hills-Weinbaugebiet ergab: Sehr schöne Hills, tolle Wolken, Hecken von blühendem Agapanthus, Gläser von Spiegelau!…und die Weißweine waren uns alle zu säurebetont, die Rotweine für Liebhaber schwerer französischer Rotweine zu „dünn“. Sicherlich gäbe es da in anderen Weinbaugebieten Neuseelands auch andere Befunde, aber einstweilen haben wir auf dem Schiff heimlich australischen Rotwein (Syrah, genannt Schiraaas) und Weißwein (Sauvignon blanc, genannt Schowinnon) mit Genuss getrunken. Aber: Die Weingüter sind schön gelegen, sehr gepflegt, alle Winzer sehr gastfreundlich und das Sortiment sogar humorvoll: Port of Littleton Wellington In Wellington blühten Metrosideros excelsa – auf maori Pohutukawa (neuseeländischer Weihnachtsbaum, auch Eisenholzbaum) und, wie fast überall in Neuseeland, Agapanthus. Der Hauptstadt Wellington sieht man nur hier und da noch die Folgen der schweren Erdbeben, die die Region immer wieder erschüttern, an. Insgesamt wirkt die Stadt grün und entspannt, die sogenannte Waterfront ist sehr schön hergerichtet. Hinter einem mit einer großen Kindermalerei dekorierten Bauwand sieht man einen zerstörten Spielplatz – ein Beispiel dafür, dass überall versucht wird, die Bevölkerung (hier die Kinder) zu beteiligen. („What do you love about Wellington’s waterfront?) Die Innenstadt wirkt mit Kunst, Museen und lustigen Geschäften (überall in Neuseeland sieht man z.B. Birkenstock-Läden) abwechsungsreich und freundlich, nirgendwo hektisch. Nicht alle Kunst erschloss sich uns spontan, einiges war ein bisschen ironisch, einiges architektonisch pfiffig. Die blaue Säule habe ich spontan „Goldschiss“ getauft. Am Abend findet in der Oper (die im Gegensatz zur übrigen gebäudlichen Struktur eine Renovierung vertragen würde) ein tolles Konzert mit dem Wellington Sinfonieorchester und Maori-Chören statt. Hier der Kapitän bei der Ansage (letztes Bild der Galerie). Nelson Im Hafen von Nelson bietet sich uns ein ähnliches Bild wie in fast allen anderen: Holz, Holz, Holz und – Hamburg Süd ist auch schon da. Nelson ist ein beschaulicher, sehr grüner, sehr blühender Ort. Wir finden Sequoiadendron giganteum wellingtonia von 1890, fein säuberlich durch ein Schildchen ausgewiesen. Riesenmammutbaum ist die einzige Art der Pflanzengattung Sequoiadendron (ich liebe das Wort!) und ziemlich beeindruckend. Noch schöner finde ich allerdings überbordend blühende Bougainvillea an Hauseingängen, riesige Mimosen mit rosa Puschelblüten, Oleander und blühende Jacaranda. Nelson ist der zweite Ort in Neuseeland, der sich 1858 Stadt nennen durfte, nicht wegen der Größe oder Einwohnerzahl (zu der Zeit etwa 5000), sondern weil sie eine Kathedrale gebaut haben. Eine erstaunliche Pionierleistung bei so wenigen Einwohnern. Dieselbe liegt auf einer Anhöhe und ist heute von einem Garten umgeben, der so manchem Botanischen Garten Konkurrenz machen könnte. Der Blick auf die Stadt durch Strelizien hindurch: einfach schön! In der Kathedrale gab es gerade einen Weihnachtsbaumwettbewerb, der uns sehr amüsiert hat. Im Ort immer wieder frappierend die Weihnachtsdeko inmitten verschwenderischer Blütenpracht. Das passt nur schwer zu unseren Weihnachtsvorstellungen. Und: Auf einem Platz mit Bänken steht ein „Klavier für alle“. Tolle Idee! Allerdings hatten wir es dann mit einem Nutzer zu tun, der einen sehr eigenartigen Ausbruch seiner musikalischen Schaffenskraft hatte: so schräg, dass alle so langsam den Platz verließen. Tja, Kreativität kommt nicht immer gleich gut an! Picton – Marlborough Sounds Ward Die Bucht vor Picton wirkt wie ein norwegischer Fjord oder ein Nebenarm des Genfer Sees. Alles sehr grün, netterweise angenehm sonnig und entspannt. Die Fähren zwischen der Nord- und der Südinsel verkehren dort und liegen parallel zu unserem Schiff. Freizeitboote, Fischerboote, Palmen, ein kleiner Strand und ein kleines Museum (Edwin Fox) machen das fast südländische Flair des kleinen Ortes aus. Und: Das Wasser wechselt ständig die Farbe! Napier Herrliches Wetter! Der Strand ist bis ans Meer mit gelb blühenden Gazanien besetzt, alle wie kleine Sonnen sich dem Licht entgegenstreckend. Dass es sowas gibt! Die gesamte Strandpromenade ist sehr gepflegt mit Skateranlage, Picknickplätzen, Spielplätzen, überdachten Sitzplätzen… Im Hafen das übliche Bild: Hamburg Süd ist schon da und ganz viel Holz… Am Ende wieder das Bugsier-Ritual: Tatsächlich einmal in die Runde! An der Seaside-Promenade findet sich das National New Zealand-Aquarium. Wir kommen gerade zur Fütterung der großen Fische durch Taucher zurecht. Man wird auf einer Art Laufband vorbeigeführt, so kann jede*r mal sehen. Es gibt viele interessierte Kinder, die auch besonders angesprochen werden. Wir sehen große Haie und Rochen, die die Taucher fressgierig umarmen. Tauranga und mein Lieblingsberg: Mount Maunaganui „The Mount“ Tauranga ist eine einigermaßen langweilige Stadt mit einem riesigen Hafen (Holz!Holz!Holz! und Unmengen von Containern). Hamburg Süd war auch schon wieder da. Wir fanden ein Hotel namens „Wanderlust“, die holztransportierende Bahn mitten durch den Ort, viele vietnamesische und chinesische Restaurants und quiekend ins Wasser springende Teenager. Aber: die Umgebung ist spektakulär schön. Allein die wechselnden Farben der Pilot- Bay-Seite! Auf einer Bank trafen wir einen älteren Herrn (vielleicht jünger als wir?) im Schatten sitzend (von dort in sicherer Entfernung seine Enkelkinder beaufsichtigend). Er riet uns, den Mount Maunganui zu umrunden, das wären sehr schöne Ausblick aufs Meer. Und das würde ja sogar er schaffen! Na denn! Auckland In Auckland (von der Stadt haben wir nur den Hafen und bei einer Taxifahrt zum Flughafen viel Grün gesehen) war dann Schluss der Reise – und zurück über Singapur. Wenige Tage später gingen dann in Auckland sintflutariger Regen nieder. Heavy rain hatten wir schon in Sidney und Dunedin, diesmal haben wir grad Glück gehabt! Diesem schönen Land und seinen sympathischen Menschen wünschen wir alles Gute, besonders natürlich Christy und Robert. (http://www.momos-memos.de/?p=4113) Kleiner und bitterer Nachsatz: Als wir mit dem Zug von Düsseldorf-Flughafen mit der Bahn durch die Republik fuhren, hatte ich einen Kulturschock. Dass wir in Deutschland mitten in einer Müllhalde leben, ist mir in der Schärfe noch nie aufgefallen. Nach Neuseeland und Singapur fragt man sich: Was machen wir denn  da? Geht das auch anders?