Tipp 13: Jung Chang, Wilde Schwäne

Die Geschichte einer Familie – Drei Frauen in China von der Kaiserzeit bis heute Jung Chang erzählt die Geschichte von drei Generationen Frauen ihrer Familie in China. Das, was ich getan habe, nämlich das Buch zu lesen, während wir durch China reisten, ist natürlich ein Glücksfall, den Sie so schnell nicht arrangieren können. Trotzdem behaupte ich, dass das Buch sie genauso fesseln wird wie mich, wenn Sie sich überhaupt für die Geschichte von Frauen und/oder China interessieren. Das geht auch im deutschen Lehnsessel.

Tipp 12: Der Geruch des Paradieses

Elif Shafak, Der Geruch des Paradieses Im Herbst 2015 hat Elif Shafak sich im Spiegel zur Situation der Frauen in der Türkei geäußert, indem sie die Widersprüche ihrer eigenen Biografie schildert und neuere Beispiele der Unterdrückung türkischer Frauen anführt. Sie geht davon aus, dass die Situation der Frauen sich weiter verschlechtern wird. Wenn wir mit Sorge auf die Rolle der Medien und andere Entwicklungen in der Türkei schauen, wohl leider keine falsche Vermutung.

Tipp 11: Der Bastard von Istanbul

Stopp! Ich weiß, es gibt in diesen Tagen einen neuen Roman von Elif Shafak. Ich rate, erst einmal diesen zu lesen, um sich einzudenken und einzufühlen in Shafaks Stil. Zugegeben: Der Bastard von Istanbul hat kleine Schwächen, die dadurch entstehen, dass schwerwiegende Themen (Völkermord an den Armeniern, inzestuöse Vergewaltigung) ziemlich leichtfüßig daherformuliert kommen. Trotzdem lesen!

Tipp 10: Alles von Ralf Rothmann

Einen Autor „verkehrt herum entdecken“. Eigentlich zunächst ein Zufall. 2009 regelrecht über „Feuer brennt nicht“ von Ralf Rothmann gestolpert, weil die DDR-Thematik mich interessierte: Ein Ehepaar zieht 20 Jahre nach der sogenannten „Wende“ an den Müggelsee. Die Beschreibung der Befindlichkeit von Wolf, einem alternden Schriftsteller und einer sich entwicklenden Dreiecksgeschichte ist mit so beiläufiger Lakonie geschildert, dass der Ton, den Rothmann anschlägt, mich völlig gefangen genommen hat. „Diese Fähigkeit, dichte Atmosphäre mit kargen Mitteln zu erzeugen, hat der Autor doch sicherlich schon länger kultiviert, die ist nicht neu!“,  dachte ich und fing an der Reihe nach (jetzt richtig herum), alles von ihm zu lesen.

Tipp 9: Björn Kuhlig, Großraumtaxi

Etwas für zwischendurch: Berliner Szenen, zum großen Teil als Taz-Kolumnen erschienen. Wer irgendeine Bindung zu Berlin hat oder haben möchte, wird die kurzen Texte mögen. Gezeigt wird eine Stadt der stillen Helden, der Kellner, Bettler, Tankstellenwarte und Zeitungszusteller. Die Episoden machen schmunzeln, manchmal auch lachen, innehalten, wirken oft beiläufig bis banal und sind gerade deswegen lebendig. Oft genug auch mit einem Hauch Melancholie unterlegt, denn gezeigt werden nicht die Hippen, sondern die Schrägen, die Überlebenskünstler. Die Beschreibung einer Kneipenwirtin (immer scheinbar genervt, oft mit guten Sprüchen) ist so lebensnah, dass ich unbedingt an Frau Zint aus der Kolkschenke denken muss. „Kennst doch Jürgen, keene Zeene im Maul, aba „La Paloma“ pfeifen“. (S. 130) Oder, als die bestellten Würstchen noch kalt sind: „Ick bin keene Köchin, ick mach hier dit Bier!“ (S. 131). Absolut authentisch Berliner und Berlin! Björn Kuhlig, Großraumtaxi, Berlin 2014 (Verbrecher!-Verlag)