Nicht Tipp 19: Robert Seethaler, Der letzte Satz

Jetzt sehe ich den Letzten Satz von Seethaler, den ich gerade gelesen habe, auf der Longlist des Buchhandelspreises und auf Platz eins einzelner Leseempfehlungen. Nun gibt es gewiss viele Bücher, die man besser nicht liest. Da gilt denn aber auch der Selbstversuch. Wenn Sie an Mahler als Komponist und an seiner Musik interessiert sind, lassen Sie den Seethaler aus, in der Hinsicht hat der Roman meiner Meinung nichts zu bieten. Wenn Sie an einer auf das Äußerste verknappte (und sehr gekonnt auf wenige Motive zugespitzte) Biografie interessiert sind, dann lesen! Ich liebe die Kindertotenlieder und habe gehofft, hier ein bisschen mehr Einblick in Mahlers Biografie zu erhalten. Diese Erwartungshaltung und dieses Buch passten leider so gar nicht zusammen. Gekonnt erzählt, keine Frage, gekonnt zugespitzt auf diese eine letzte Reise und die existentiellen Selbstreflektionen des Protagonisten, aber das ist mir einfach zu wenig, wenn ich etwas von einem berühmten Komponisten verstehen will. Ich war dann geradezu erschrocken über den Perspektiv- und Zeitwechsel am Schluss, als der Schiffsjunge, der ihn betreut hat, aus einer Zeitung seinen Tod erfährt. Und das lag nicht nur daran, dass ich den Text per E-Book gelesen habe und nicht sinnlich erfahren konnte, wie dünn der Roman schon geworden war. Er kam mir auch motivisch nicht fertig vor. Diese Reduktion eines Genies auf eine Migräne, einen Kindstod und eine unglückliche Ehe ist mir einfach zu wenig.

Das Lehrer-Lämpel-Syndrom (für Bilder: anklicken)

Jetzt muss ich mich doch mal zu etwas Pädagogischem äußern. Wir im Institut (Dr. Michael Wildt und ich arbeiten für das IfpB -Institut für pädagogische Beratung – in Münster) ärgern uns regelmäßig über das Lehrererbashing  in den Medien. Der letzte Spiegel titelt Schulversagen. Der Artikel handelt eher vom Versagen der Kultusbürokratie, aber getitelt wird mit Lehrer Lämpel. Ärgert Sie das auch, dass immer so schnell die Schule zum Sündenbock gemacht wird? Lesen Sie unseren Text zum Thema Pädagogischer Populismus: Das Lehrer-Lämpel-Syndrom! Ein Text von Dr. Michael Wildt und Irmgard (momo) Monecke, 27.04.20 Es geistert mächtig durch den Blätter- und Videowald und wir, die Aktiven im Institut für pädagogische Beratung, protestieren energisch gegen den sich immer mehr verbreitenden Populismus in der Pädagogik. Er erschwert die fachliche Arbeit von uns Pädagog*innen, die wir Lehrer*innen unterstützen, die ihre Schule bildungsbezogen, vielfaltsgerecht, inklusiv und demokratisch weiter entwickeln wollen. Der letzte Spiegel-Titel Schulversagen hat als Leitartikel eine durchaus abgewogene Analyse dessen, warum der Patient Schule, der nun vor allen anderen Institutionen eröffnen soll, schwere Vorerkrankungen hat, die seine Chancen, als Vorreiter eine gute Figur zu machen, ziemlich gering erscheinen lassen. Die Vorerkrankungen Ersticken in Bürokratismus, schlechte Ausrüstung mit Medien, Föderales Chaos, Handlungsknebelung der einzelnen Schule durch Sach- und Personalbudgets… müssten logischerweise zu der Überschrift führen: Wie die Kultusbürokratie unsere Schule kaputt gemacht hat und wie diese nun trotzdem als erste beweisen soll, dass die Probleme mit der Pandemie zu bewältigen sind!

Südamerika – unten drumherum (für Bilder: anklicken)

  Lateinamerika unten drumrum – Zu Wasser von Buenos Aires nach San Antonio. (Wenn Sie nach einer Anwort auf die Frage Kreuzfahrt ja!? oder nich!? suchen, klicken Sie bitte hier!)  Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich, das wohl bekannteste (und zugegeben ziemlich komische) Buch zum Thema gehört natürlich zu meiner ordentlichen deutschen Vorbereitung unserer ersten Kreuzfahrt (Flusskreuzfahrt zählt übrigens nicht). Verschiedene Ängste des Autors: Von der Unterdrucktoilette eingesogen werden, sich zu Tode amüsieren zu müssen … kamen mir jetzt nicht so bedrohlich vor, dass Planänderungen erwogen werden müssten. Die Biografie von David Foster Wallace, der neben diesem essayistisch-lustigen auch richtig tiefsinnige Texte geschrieben hat, liest sich übrigens wie eine Darstellung für Mediziner, was bei der Behandlung einer Depression alles so schiefgehen kann (Selbstmord mit 46). Da nimmt sich die Unterdrucktoilette noch harmlos aus. Bei uns versagte sie in den ersten Reisetagen manchmal den Dienst, was zu wenig erfreulichen Raumluftverschlechterungen und auch kurzzeitigen Stimmungsverdüsterungen führte. Weitere Recherchen in Richtung Kreuzfahrt endeten schlichtweg desaströs: Die Fülle der auf dem Markt befindlichen Ratgeber ist -vornehm formuliert- wenig erhellend. Wenn komisch, dann motivisch bei Wallace abgekupfert, wenn Lebenshilfe, dann so hilfreich wie Turbo-Diätratgeber („Bikinifigur in 7 Tagen!“).

Die Frühstücksharpune (für Bilder: anklicken)

Menschen am Buffet Zu diesem Thema gibt es ja viele heitere Geschichten. Angefangen von Witzen über die Gabel, die in der Hand steckt, bis Reinhard Mey, bei dem das Kalte Buffet in eine heiße Schlacht ausartet, das Geschehen hat oft kurzweilige Aspekte für den Beobachter, weswegen ich immer gerne in der Nähe der Futterausgabestelle sitze. Das Buffet auf der Azamara ist leider insofern unspektakulär, als die Mehrzahl der Beteiligten ordentliches Benehmen und gepflegte Zurückhaltung zeigen. Später an den Tischen kann man zwar den Unterschied zwischen Weltbürgern und Amerikanern daran erkennen, dass letztere den Gebrauch von Messer und Gabel eher frei interpretieren.

Digitale Diät (für Bilder: anklicken)

Ein Tag Internet kostet auf dem Schiff bei Azamara sage und schreibe 19,90 Dollar. Das sind bei 16 Tagen Chilenische Fjorde stolze 318,40 Dollar. Um zu schreiben hä, huhu, uns geht’s gut, tolle Eindrücke oder irgendson Quark, den man schreibt, wenn man eigentlich nichts zu sagen hat, ein bisschen viel Geld. Da wir mit unseren Preisvorstellungen, also Azamara und ich, sehr weit auseinander liegen, gebe ich rundum bekannt: Also, wir sind dann jetzt mal `ne Zeit nicht erreichbar und ihr hört auch nichts von uns und löste leises Erstaunen aus. Wie jetzt, so gar nicht? Geht ihr ans Ende der Welt? Diese Frage kann man mit Blick auf Ushuaia getrost mit ja beantworten. Und damit gut…