Donau, so graugrün (für Bilder bitte anklicken)

Sichtweisen: Flussreise auf der Donau Flussreise auf der Donau von Passau bis zum Schwarzen Meer (Fazit wie immer erst am Ende) Wenn eine eine Reise tut, dann kriegt sie was zu denken…die Donau einmal herunter und dann wieder herauf… In diesen Tagen wirbt eine Kosmetikfirma für einen Duschschaum für mehr Dankbarkeit. Na gut, das funktioniert sicherlich prima. Vielleicht gibt es aber auch die schöne Möglichkeit, durch Nachdenken über den derzeitigen Weltzustand zum Schlusse zu kommen, dass man persönlich privilegiert durch eben diese gekommen ist und noch kommt. Ich empfinde das uneingeschränkt, denn mehr als 70 Jahre meines Lebens konnte ich ohne „Krieg um die Ecke“ zubringen. Frei nach dem Bürger-Motto im Faust I 1: Was kümmert’s mich, „wenn hinten, weit, in der Türkey/Die Völker aufeinander schlagen. /Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus…“ 1 Au weia, das ist ein böser Spiegel, der uns da vorgehalten wird. Und „Nichts bessres weiß ich mir an Sonn- und Feyertagen,/Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrey“ 1 (Faust I) ist uns ja sicherlich längst im Halse steckengeblieben, spätestens seit Krieg wieder zu etwas geworden ist, das uns direkt angeht. Da nehmen wir dann halt den Duschschaum und sind dankbar, wenn es nicht allzu schlimm kommt. Schönen Duschschaum gab es auf dem Schiff auch, dazu von Bord aus zu sehen: sehr viele schöne Landschaften, Städte, Burgen, Klöster, Felsen, liebliche Wiesen – und die allerschönsten Sonnenauf- und -untergänge, die es nur geben mag. Also war der spezielle Schaum gar nicht nötig, weil es genug für die Seeele gab und außerdem finde ich, so ein Fluss wirkt ein bisschen wie eine Dauermeditation, wenn man sie nur zulässt. Sitzen und gucken und sitzen und gucken und sitzen und gucken…wer das langweilig findet, ist falsch bei einer Flusskreuzfahrt. Im Kontrast dazu gibt es natürlich auch noch die Variante sitzen und essen und sitzen und essen … und sitzen und reden und das mit verschiedenen Menschen mit allerhand Ansichten, Lebenswegen, Interessen…. An so einem großen Fluss wie der Donau gibt es durchaus viele schöne große oder doch zumindest große oder auch nur schöne Städte. Wien, Pécs, Belgrad, Rousse, Bukarest, Novi Sad, Budapest, Bratislava, Weißenkirchen luden ein, wurden zum Teil touristisch „abgehakt“, führten oftmals aber auch zu wirklichen Begegnungen. Ein Fluss! EIN Fluss! Man glaubt es kaum… Dabei beobachtet jede*r natürlich, was ihn „sowieso schon“ interessiert. Bei mir gehört der Blumenladen im Schatten des Stephansdoms dazu oder auch witzige Details im „Steffi“. Diesen besorgten Baumeister fand ich an einem Orgelfuß. Er heißt Anton Pilgram und hat hier scheinbar alles zu tragen. Er stellt Winkemaß und Zirkel und eine sorgenvolle Miene zur Schau. „Guter Mann, immerhin hält alles schon seit 1513!“, möchte man ihm zurufen. Er müsste doch gar nicht so melancholisch gucken. Kleine Augenreise durch Wien (zum Vergrößern bitte anklicken, und: lassen Sie Ihrem Rechner ein bisschen Zeit, er hat’s grad schwer mit soviel Daten) Sowohl die Kutsche als auch der Fahrer heißen Fiaker. Die Dame hier ist also eine Fiakerin. Die Pferde tragen seit 2004 Pooh-Bags (POOH!) und dürfen maximal 18 Tage im Monat arbeiten. Von der Fiakerin weiß man’s nicht so genau, aber sie kann mit einem Einstiegsgehalt von 1480 bis 2210 € rechnen. Jetzt kommt die Sache mit dem Denken (also nicht nur sitzen und…). Wir hatten zuvor manche Reise mit hochprofessionellen studierten Reiseleitern, die uns die bereiste Gegend archäologisch eingeordnet, politisch erklärt, ästhetisch zugeordnet, weltanschaulich erschlossen… und was nicht alles, haben. Das war uneingeschränkt großartig. Das konnten die Reiseleiter*innen vor Ort zum Teil auch. Aber: Da war oft mehr als dieses sicherlich wertvolle Profi-Wissen, da war – oftmals nur in Spuren, aber eben doch – diese Nähe zu dem besuchten Ort durch die Nähe der erklärenden Person. Das völlig unprofessionelle Stöhnen über Lebensverhältnisse vor Ort („JessesMaria!“, „die Regierung kümmert sich einen S…um Touristentoiletten“), die Wut über und das Verständnis für diejenigen, die in den Westen gehen, der Stolz auf das „trotzdem“ Geschaffte, berührende Geschichten am Rande von neuen Herzklappen, Fluchten in die BRD, Zurückkehren oder dort Karriere machen… das gibt’s eben nur live und vor Ort und mit der Nebenwirkung, dass nicht alles perfekt und professionell abläuft. („JessesMariaundkleinbisschenJosef“ stammt übrigens ursprünglich von einer deutschen Rentnerin, die von einer Geflüchteten gepflegt wurde, die dann aber nach Kroatien zurückgekehrt und Reiseleiterin geworden ist). Und immer wieder spektakuläre Donauinszenierungen. Aber: „Runter vom Sofa“ (allerdings: „Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus“ 1 passte schon wieder sehr gut.), „weg mit dem Dankbarkeits-Duschschaum“ darf man da schon mal denken. Die Situation der Menschen vor Ort wahrzunehmen, heißt schon einen Schritt näher gehen, begreifen, was sie umtreibt. Der Ober kommt aus Bulgarien? Der andere aus Java? Und an dieser Stelle kommt die Variante sitzen und reden hinzu. Reden über die Mutter, deren Pflegerin aus Rumänien stammt; die Reiseleiterin, die sagt: „Hier wurde ich fast von der NATO getötet“; den Geburtsort Novi Sad eines Mitreisenden; die Erinnerung an ein Budapest vor „der Wende“ (wie sie alle sagen, was hat sich da nochmal wohin gewendet?); das Klagen der „Generation Silberlocke“, dass früher alles besser gewesen sei; das Meckern über den mehrfarbigen Kofferanhänger („völlig unorganisiert“); das Amüsement über eine neue Beziehung; eine Diskussion, wie man die Welt friedlicher machen könnte; Erörterung darüber, ob ängstliche alte Damen eher von herumstreunenden Straßenhunden gebissen werden als unängstliche; Klagen über die Langweiligkeit des Ufers; ….und die ewige und völlig uninteressante Frage: „Fanden Sie XXX schön?“ Was ist das schon? Optik, Essenz, Klugheit, Durchhaltevermögen, Monumentalismus, Bombastische Lichtszenearien, die Ruhe des Wassers, die Farbe des Himmels…? „Hier jibt et halt von allet“, würde der weise Berliner sagen – und Recht hat er. Dann eine Unterbrechung im Gespräch, denn die Donau bietet gerade wieder eine ihrer vielen Schleusen. „Gabcikovo? War das nicht das gemeinschaftlich von Tschechoslowakei und Ungarn geplante Kraftwerk, über das sie dann völlig zerstritten waren und das nun die Slowakische Republik alleine betreibt?“ Sitzen und reden über: Sinn und Unsinn von Staustufen; EU-Recht; ökologische Bedenken; Bedrohungen; den Fluss und seine Schiffbarkeit; wirtschaftliche Aspekte; Wasserkraftwerke (Djerdab I und II, betrieben von Serbien und Rumänien)… Muße, Nachdenklichkeit, Suche nach Nähe zu anderen Vorstellungen, Genuss von Schönheit und gutem Essen… dann braucht man den Duschschaum für mehr Dankbarkeit wohl nicht mehr. Fazit (und dann mehr Bilder) : Flussreise auf der Donau von Passau bis zum Schwarzen Meer – na ja, wegen Niedrigwasser das letzte Stück nur mit dem Bus, aber immerhin konnten wir unsere Füße in Constanza ins Schwarze Meer eintauchen und ganz viele Schneckenhäuser sammeln, die ich für Wellhornschnecken hielt, die aber eine Abart (Rapa-Wellhornschnecke)2 sind, die im Schwarzen Meer für eine Plage gehalten wird. Unwissenheit führt manchmal ja auch zu Freude! Wenn man die Kombination von sitzen und gucken, sitzen und essen, sitzen und reden und laufen und gucken bei den Besichtigungen gut zu kombinieren weiß und ab und zu einiges gedanklich zusammenwürfelt: Eindrucksvolle Reise! Allerdings: Wenn ich nur eine der Funktionen von sitzen und… betreibe, führt diese Reise entweder zu: Fettleibigkeit wegen sehr gutem Essen, Mäkeltum wegen Langeweile, oberflächlichem Quatschen wegen nachlässiger Wahrnehmung… aber das hat man schließlich selbst in der Hand oder im Kopf… Budapest Pecs (zum Vergößern der Bilder anklicken) Belgrad – Dom des Heiligen Sava Zugegeben: Wenn eine Fremdenführerin z.B. zwölf Millionenzweihuntervierungdfünfzigeinhalb Mosaiksteinchen (keine Ahnung, wieviel es wirklich sind) erwähnt, ist mein Gehirn längst auf Tauchstation. Aber: schon beeindruckend! Belgrad Konstanza – Schwarzes Meer Konstanza Bukarest – Kloster Stavropoleus Nehmen wir als Auftaktbild für Bukarest doch mal nicht das übliche, sondern diese alte Tür: Bukarest Novi Sad Bratislava Weißenkirchen   Anmerkungen: 1 Faust I (zitiert nach Faust, Eine Tragödie, historisch-kritisch ediert und kommentiert von Karl Heinrich Hucke, S.43, V. 860-867): Nichts bessres weiß ich mir an Sonn- und Feyertagen Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrey, Wenn hinten, weit, in der Türkey, Die Völker aufeinander schlagen. Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten; Dann kehrt man Abends froh nach Haus Und segnet Fried‘ und Friedenszeiten.   2 Rapa-Wellhornschnecken wurden erstmals in den 1940er Jahren im Schwarzen Meer gefunden. Sie hatte sich innerhalb eines Jahrzehnts entlang der kaukasischen und der Krimküste ausgebreitet und war in das Asowsche Meer gezogen. Von 1959 bis 1972 erstreckte sich ihr Verbreitungsgebiet bis in das nordwestliche Schwarze Meer bis zu den Küsten Rumäniens, Bulgariens und der Türkei. Wir fanden Ihre Häuser massenweise an einem kleinen Strand in Constanza.  

Weinreise nach Franken (für Bilder bitte anklicken)

Kleine Reise zu anregenden Genüssen und Menschen nach Franken! Beim Betreten des Hofes mit Blick auf das uralte Birnenspalier kurz an Hölderlin gedacht („Mit wilden Birnen hänget/und voll mit Rosen/das Land in den See…“), aber „Hälfte des Lebens“ ist eigentlich zu melancholisch für dieses Gasthaus. Denn hier findet gerade ein vielversprechender Anfang statt. Früchte der Streuobstwiese (anklicken):   Aber von vorne: Auf der Suche nach einer Weinprobe in Franken landen wir bei zwei Menschen, die es auf der Flucht vor der wilden Großstadt in eine anders ungezähmte Umgebung gezogen hat: Ein wild wuchernder Obst-, Kräuter-, Gemüse- und Sonstwasgarten rahmt das Gasthaus Zum Schwan in Castell. Zu den Beiden gehört noch eine Seele von Hund namens Merlot, von dessen ebenfalls wilder Vergangenheit ein ordentlich geschlitztes Ohr zeugt. Was für einer schöner Zufall, in einen solchen Neubeginn hineinzugeraten! Die Drei betreiben seit Mai 2022 das Gasthaus zum Schwan in Castell, einem charmanten kleinen Ort, dem ältesten Anbaugebiet für Silvaner in Deutschland. Der Steigerwald lädt zum Wandern ein, die Gastzimmer sind einfach, aber zweckmäßig und lebenstauglich. Zum Essen gibt es denn auch nicht etwa Merlot, sondern eine Auswahl von absolut leckeren und durchaus unterschiedlichen Silvanern zu jedem Gang. Und der Wirt kocht mit Freude, Kreativität und Pfiff. Das macht richtig Spaß. Den mochten wir besonders gern: Wenn Sie also noch ein paar Tage im Spätsommer oder Herbst in Franken genießen mögen, Freude an Menschen haben, die etwas Neues wagen: Gasthaus zum Schwan schwer empfohlen! Gasthaus zum Schwan, Birklinger Straße 2, 97355 Castell Mehr Informationen: schwancastell.de  

Drei Wolkenreisen (für Bilder bitte anklicken)

Drei Wolkenreisen: (für Bilder und Struktur den Titel anklicken) 1. Wolkenreise – Die Reiseroute: Malaga – Gibraltar – Funchal (Madeira) – Horta (Faial, Azoren) – Praia da Victoria (Terceira, Azoren) – Ponta Delgada (São Miguel, Azoren) – Portland, Weymouth, Abbotsbury (England) – Honfleur (Frankreich), Amsterdam, Bremerhaven 2. Wolkenreise: Norderney 3. Wolkenreise: Hallig Langeneß 1. Wolkenreise: Eine Beobachtung vorweg: Eine interessante Tour mit viel Meer zwischendurch, was auf mich angenehm entschleunigend wirkte. Das Rauschen des Meeres, das leichte – oder vor den Azoren auch schon etwas kräftigere Schaukeln – man musss es mögen, ich mag es sehr. Und: irgendwann landet man beim Wolken-Motiv. Natürlich habe ich wieder jede Menge Botanik fotografiert (s. Bildergalerien), aber immer, wenn es irgendwie in die Totale ging, waren Wolken da. Wolken haben Motive verschluckt, ersetzt, waren oft in Konkurrenz …und irgendwann waren die Wolken das Hauptmotiv…also eine Wolkenreise. Und wie das Leben so webt: Gleich darauf ging’s nach Norderney. Sie ahnen nicht, was mir dort auffiel! Und dann auf die Hallig Langeneß. Dort schon sowieso und überhaupt! Wenn künftig einer unserer Wetterfrösche vom Azorenhoch quakt, werde ich grinsen müssen: So viele Wetterwechsel innerhalb kürzester Zeit wie auf den Azoren habe ich noch nirgendwo erlebt. Als wir auf São Miguel den Lagoa do Fogo (Feuerlagune) von oben sehen wollten, bot sich etwa folgendes Bild (aus dem Busfenster fotografiert) – nachdem wir im Hafen bei Sommer-Sonnenwetter losgefahren waren! Die graue Suppe im Hintergrund ist der (manchmal) grandiose Ausblick auf den Lagoa do Fogo, der grün und blau schimmern soll. Der Lagoa do Fogo ist 1563 bei einem Ausbruch des Pico da Spateira entstanden. Den Pico gibt es seitdem nicht mehr und der Beweis, dass es den Fogo-See gibt, steht für uns weiterhin aus: Wir jedenfalls haben ihn nicht gesehen! Mal wieder spielten die Wolken eine Rolle: Bekannter Maßen kann man nicht weit gucken, wenn man sich in einer Wolke befindet. Vielleicht so drei Meter bei eiskaltem Wind und Schlagregen… Ich war gespannt, wie die Reiseleiterin die definitiv belämmerte Situation retten würde. Sehr charmant: Sie sagte, das sei doch nun ein guter Grund, wieder herzukommen. Weiter unten wurde das Wetter wieder freundlicher, aber natürlich mit sich bauschenden Riesenwolken. Ach ja: den Wasserfall, den wir besichtigen wollten, hatte es in der Nacht geröllmäßig weggefegt…Alle Wetter halt! Ich werde nicht mehr übers Emsland meckern, da kann man sich wenigstens stundenweise auf schlechtes Wetter verlassen. Na denn: Los geht’s: die übliche Sicherheitsübung und ab aufs Meer… 1. Botanische Angelegenheiten (kommen bei mir immer zuerst, waren auf auf die gesamte Reise verteilt): Der botanische Garten in Madeira ist allein durch seine Lage spektakulär und wird mir auch beim x-ten Anschauen nicht langweilig. Erstaunlich fand ich an der englischen Küste den mediterranen Bewuchs. In Weymouth Plage, einem eher ein bisschen abgerockten Küstenort, wuchsen in den Pflanzenkübeln tropische und subtropische Gewächse üppig vor sich hin. Selten habe ich prächtigere Alstroemerien gesehen und Allium christophii ist mir noch nie in der Größe vor die Pupille gekommen. Ich muss sagen: Ich war ganz schön neidisch! Botanischer Garten Madeira (anklicken) Dann Abbotsbury Subtropical Gardens! Wow. Eine alte Anlage, von den Besitzern immer wieder ergänzt, also wunderbare alte Baumbestände, schön komponierte Parkanlagen und dann knallige Beete, komponiert wie Rudis Restetrampe, nach dem Motto: Wir ham’s ja! Ich war ganz schön froh, dass diese Familie sich dem strengen englischen Gartenstil (verschiedene Grüntöne, zurückhaltende Texturen, kaum Buntes) durchaus verschlossen gezeigt hat. Sie haben halt alle gesammelt und dann zusammengewürfelt. Ich fand die Vielfalt und die etwas unkonventionelle Gestaltung gerade toll. In unserer Gartenführerin kamen ab und zu gartenarchitektonische Bedenken hoch, die sie dann aber in der Begeisterung ertränkte, dann DIESE Pflanze hier AUCH noch zu finden. Die im Park verteilten Figuren (hauptsächlich) aus Alice in Wonderland und anderen Phantasien wirkten in dieser Umgebung nicht verkitscht, sondern amüsant. Wann sieht man schon mal hinter Riesenrhabarber (Gunnera manicata) ein Boot mit einer Eule, die einem rudernden Fuchs etwas auf der Gitarre vorspielt? „Hier gibtet von allet“, würde der Berliner sagen. Sogar einen Hundefriedhof haben die Inhaber angelegt. Abbotsbury Subtropical Gardens (zum Vergrößern anklicken) 2. Gibraltar, das Ende Europas Leider diesig und wolkig, das ist ja nichts Neues. Spätestens seit diesem Bild war mir klar, dass trotz allerlei Motivsuche (rotes, rostiges Schiff, Landende Europas..) dann doch die Wolke die Hauptrolle spielen wird. In der Tropfsteinhöhle, die wir besichtigen, ist aber im Gegensatz zu draußen (einer der meistgehörten Sätze der Reiseführer ist: „Dort hinten könnten Sie dann ….sehen.“) allerbestes (ziemlich buntes) Licht. Und wir erfahren, dass Her Majesty Queen Elisabeth II und der Duke of Edinburgh diese Höhlen am 10./11. Mai 1954 bei ihrem Gibraltar-Besuch aufgesucht haben. Na, die waren ja wohl länger nicht mehr hier. Überall die berühmten Affen, die wir seit unserem Bali-Erlebnis (ein Mitreisender wurde böse gebissen) mit Respekt  und eher auf Abstand betrachten. Man beruhigt uns, diese hier seien kleiner und geneigt zu warnen, bovor sie beißen. Dieser Bursche machte dann auch einen recht entspannten Eindruck, als würde er an einer Bushaltestelle zurückgelehnt warten:   Gibraltar draußen und drinnen (Bilder zum Vergrößern anklicken) 3. Ankunft in Madeira. Sie raten nicht, was uns begrüßt: Wolken in kitschig rosa, in grollend grau, in babyblau…   Wolkengalerie Madeira (anklicken) Funchals Altstadt (Madeira): Bemalte Türen und mehr In Funchals Altstadt fällt eine große Menge bemalter Türen, Fenster und Wände auf. Ein Künstlerkollektiv hat damit begonnen und viele haben sich dem angeschlossen. Ganz verschiedene Stile, Moden und Techniken sind zu sehen, von der gekonnten Illustration bis zur ambitionierten Pinselquälerei. Das Kneipen- und Restaurantviertel wirkt dadurch charmant und individuell. Türengalerie Altstdt Funchal Madeira – Die Markthalle in Funchal An den Wänden die historische Darstellung des Marktes mit Azujelos   Die Wirklichkeit von 2022 zeigt dann die Menschen mit Mundschutz. Eine Variation zu den vielen Bildern, die über diese spannende Markthalle existieren (auch bei mir hier) und ich frage mich, ob wir sie in ein paar Jahren mit einem „guck mal, so war das damals“ oder einem „guck mal, so fing das an“ betrachen werden. Dann die typische Mischung aus Fisch, Pflanzen, Obst und Gemüse. Besonders hat mich immer dieser gruselige lange schwarze Fisch interessiert (Espada preta), der wie ein dreckiger Lappen über die Tische hängt. Trifft man ihn (schneeweiß) auf seinem Teller wieder, ist er köstlich. Dann die übliche exotische Obstmischung und knallrote Tomaten, dazu Möhren, die mich geruchlich aus ihrer Kiste geradezu anspringen. Vermutlich das, was passiert, wenn man die Sachen einfach mal reif werden lässt.. Und dann Versuchung pur für Menschen mit botanischem Träller (soll es ja geben ;-). Aber die nüchterne Überlegung, was denn wohl Coopers Baumfarn und Jacaranda arborea im Emsland machen werden, führt zur Ernücherung. Trotzdem schön zu sehen. Markthalle Funchal (anklicken) Abfahrt von Madeira, aber der Kapitän kehrt schon nach kurzer Zeit „wegen eines medizinischen Notfalls“ um. Vom Balkon aus beobachte ich eine gespenstische nächtliche Szene: Männer, die in weißen Ganzkörperanzügen herumgeistern, regeln die Ausschiffung des Patienten. Madeira: Abschied und nächtliche Wiederkehr Abschied von und nächtliche Rückkehr nach Madeira (anklicken) Der Wind und die Wellen frischen in Richtung Azoren ordentlich auf. Ich finde das toll, in den Restaurants wird es allerdings etwas übersichtlicher. Die Wellen sollen 4 bis 5 Meer hoch gewesen sein, der Wind in Richtung Hurricane. Dafür hat der Stewart uns heute einen Oktopus aus unseren Betten gebastelt, Augen aus Kaffeekapseln, das ist doch mal was! Eine lustige Nebenbeobachtung: Es gibt offenbar unterschiedliche Schulen der Textilfaltkunst Als unser Stewart bemerkt hatte, dass wir Mordsspaß an den gefalteten Objekten auf unserem Bett hatten (er hatte einmal beim Getränkebringen beobachtet, wie ich mit großem Geknicker so ein Produkt fotografierte), bekamen wir immer mal wieder so ein Gebilde geliefert. Auf den Kanaren hatten wir vor Jahren in einem Hotel die tollsten Schwäne, gefertigt aus Handtüchern, die je nach Trinkgeld immer komplexer wurden. Die Werkstücke auf dem Schiff waren etwas schlichter und hatten oft Kaffeekapseln als Augen, was absolut für die Kreativität der Künstler sprach. Betttiere und andere Welterscheinungen (zum Vergößern anklicken) 4. Azoren Wegen der 7 Stunden Verspätung (medizinischer Notfall) lassen wir Pico aus und steuern direkt Horta auf Faial an. Wieder Wolken, die sich über Bergrücken drücken und ein etwas verschlafen wirkender Ort, geprägt durch eine große Marina mit vielen Segelbooten. Gegenüber dem Jagdhafen liegt Peter’s legendäre Sportsbar (genau: Peter Cafe Sport), die inzwischen auch ein Museum beinhaltet. Die auf einen Job wartenden Schipper „Koje für Hand“ sehen wir eher nicht, wohl aber viele Segler, die ihr Boot in Ordnung bringen (lassen) und Touristen. Gegenüber werden Segelboote mit neuem Unterbodenschutz versorgt und man kann Walwatching buchen. Der ganze Ort ist schwarz-weiß, im Hafen stehen einige alte Eisenholzbäume, barocke Kirchen. Sollten die Bilder etwas düster wirken: Jawohl! Kurz nach dem Spaziergang bekammen wir wieder eins „aufs Jack“. Horta (Faial) Dafür gibt’s dann bei Abfahrt wieder einen wunderbaren Sonnenuntergang. In Praia da Victoria auf Terceira, einem etwas verschlafenem Ort mit vielen freundlichen Leuten, werden uns die Kirchen geöffnet („endlich wieder Kreuzfahrtschiffe!“) und erklärt. Mir hat’s dabei besonders das „tragende Personal“ angetan: Diese armen Engel tragen eine ganze gewaltige Madonna, die noch nicht mal ordentliche Schuhe trägt. Der rechte (von uns aus) schaut auch schon ganz schön ängstlich nach oben. Wie soll das auch auf Dauer gutgehn, die Flügel sind in einer Art Wolke verklemmt und Beine gibt’s auch nicht… Auch auf den Häuserwänden spielt das „tragende Personal“ weiterhin eine Rolle auf eingelassenen Fliesen: An- und Abfahrt Sao Miguel (anklicken zum Vergrößern) Von Sao Miguel nach Portland (England) sind es 3 Tage mit 17 Knoten zu Schiff. Langeweile? Keinesfalls! Endlich in Ruhe den Knausgard zu Ende lesen, aufs Meer schauen, das wechselnde Licht beobachten, das Rauschen des Meeres alle Hektik in sich löschen lassen. Wolkenbilder ohne Ende betrachten und nach Tagen mitten auf dem Atlantik: Ein Schiff. Tatsächlich! Da kaum Netz verfügbar und damit wenig schreckliche Weltnachrichten zu uns durchdringen, ist das Schiff tatsächlich Gegenstand des Gesprächs beim Abendessen. Wie entspannt! ..und Wolken… der wunderlichsten Art… In Portland angekommen, geht es erstmal nach Weymouth, einem recht abgerockten Küstenbadeort mit „Kirmes“ am Strand, einem Hundebadestand und Blumenkübeln, in denen absolut alles wächst, was den nordeuropäischen Gartenfreund neidisch machen kann. Weymouth (zum Vergrößern anklicken) Weiter geht’s nach Abbotsbury: Sandstein mit Reetdach, beschauliches Straßendorf, das von Pflenzenfreunden auf dem Weg zu den Subtropical Gardens besucht wird. Abbotsbury (zum Vergrößern anklicken) Fotos von den Subtropical Gardens oben bei Botanik! Die Engländer sind doch wirklich für die eine oder andere Überraschung gut. Die Passkontrolle in Portland wurde von der Schiffsbesatzung mit viel Ernsthaftigkeit geplant (verschiedene Gruppen und Räume), verlief dann aber doch mild, lax  und sehr freundlich. Richtig lustig fanden wir den Abschied aus Portland. Aus einer aus einem Container improvisierten Bühne (Klappe vorne hoch) sang ein Shantychor und eine kleine Abordnung mit alter Kanone baute sich auf, um uns ordnungsgemäß mit drei Böllern zu verabschieden. Der erste davon war so überraschend laut, dass ich das Bild verrissen habe. Sehr ordentlich organisiert: Drei machten die Arbeit, einer befahl und alle hielten sich im richtigen Moment die Ohren zu. Beim zweiten Böller habe ich nicht verrissen, hatte aber den Eindruck dass der Schütze etwas spät reagiert hatte. Rechts die Wolke verhüllt den Kommandeur, der sich ordnungsgemäß das rechte Ohr zuhält. Abschied von Portland (Bilder zum Vergrößern anklicken) Honfleur ist der charmante französische Ort, der an der Seine liegt und am Meer. Wir hatten es wieder mit vielen schönen Wolken zu tun, dann auch mit daraus austretender Feuchtigkeit. Das Eric-Satie-Museum, das ich gerne aufsuchen wollte, hatte laut Prospekt täglich geöffnet. Über dem Eingangsschild mit chaque jour (jeden Tag) klebte allerdings ein dezentes sauf mardi (außer Dienstag). Sie raten niemals, an welchem Wochentag wir in Honfleur waren. Na ja, wie der Lagoa do Fogo: ein guter Grund wiederzukommen! Honfleur (Bilder zum Vergrößern anklicken) Beiderseits des Kanals (in England und Frankreich) scheint es üblich zu sein, eine Art Rummel oder Kirmes in den Küstenorten anzubieten. Riesenrad wollten wir aber nicht fahren, das  wäre auch noch eine feuchte Angelegenheit geworden. Da kam der Schiffsschuttle grad recht.. Die Fahrt durch den Nordseekanal und durch die Schleuse IJmuiden, die als größte Seeschleuse der Welt gilt, ist interessant. Vorbei an flacher grüner Küste mit moderner Industrie, mit kleinen Hollandhäuschen und mit tollen Wolken, also Wolken…   Wolken über dem Noordzeekanaal (bitte anklicken) Amsterdam In Amsterdam liegt das Schiff überraschend zentral. Wir blicken auf den gläsernen Bahnhof und sind direkt in der Innenstadt. Überall die üblichen Fahrräder…und in der Oude Kerk eine zeitgenössische Kunstausstellung. Wir fanden die vielen Glöckchen lustig und wurden vom Aufsichtspersonal mehrfach aufgefordert, nun auch damit zu klingeln. In einer Kirche Hunderte von Glocken zum Läuten bringen, das ist doch mal was… Die Oude Kerk wird als Baukörper genutzt, um zeigenössische Kunst zu zeigen. Zudem hat es uns das Chorgestühl angetan. Oude Kerk Amsterdam (bitte anklicken) Nach zwei Tagen Amsterdam geht’s zurück nach Bremerhaven und nach Hause. Fazit: Ja, sehr schöne Route! Absolut zu empfehlen, wenn auch etwas Ruhe dabei sein darf (3 Tage auf dem Meer sind toll, wenn ich sie genießen kann und will!) Aber: Ich würde die Tour beim nächsten Mal eher im Juli machen, weil dann auf den Azoren die Hortensienhecken blühen. Man konnte im Mai davon schon etwas ahnen, aber das muss voll erblüht sensationell schön sein. Leider: Im Juli sind dann wohl eher mehr Menschen unterwegs. So war es überall sehr beschaulich… 2. Wolkenreise: Norderney Wenn man nicht die „Saufausflugstage“ wählt, ist Norderney eine landschaftlich abwechslungsreiche Insel, die man gut ereichen kann (mit dem Zug bis Norddeich-Mole und wenige Schritte bis zum Schiff) und die sich etwas von dem alten Nordseeheilbad-Charme erhalten hat. Wer auch gerne mal schön essen geht, ein bisschen schoppen mag, vielleicht grad mal ein Standesamt im weißen Sand in Strandkörben sucht, ist hier wunderbar bedient. 3. Wolkenreise: Hallig Langeneß Die Steigerung von beschaulich heißt Hallig. Vogelgeschrei und Meeresrauschen, dazu jede Menge tolle Sonnenuntergänge. Wer Brutvögel beobachten will, sich für Salzwiesen und überhaupt die Natur in der Nordsee interessiert, ist hier absolut richtig. Tiefenentspannung! Schwer empfohlen, wenn Sie mal richtig ‚runterkommen möchten. Die bloße Ankunft auf der Hallig bremst einen völlig aus und es breitet sich eine große Ruhe auch in den Köpfen von Rappelköppen aus (wenn sie sich daruaf einlassen!) Wunderbar!  

Südamerika – unten drumherum (für Bilder: anklicken)

  Lateinamerika unten drumrum – Zu Wasser von Buenos Aires nach San Antonio. (Wenn Sie nach einer Anwort auf die Frage Kreuzfahrt ja!? oder nich!? suchen, klicken Sie bitte hier!)  Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich, das wohl bekannteste (und zugegeben ziemlich komische) Buch zum Thema gehört natürlich zu meiner ordentlichen deutschen Vorbereitung unserer ersten Kreuzfahrt (Flusskreuzfahrt zählt übrigens nicht). Verschiedene Ängste des Autors: Von der Unterdrucktoilette eingesogen werden, sich zu Tode amüsieren zu müssen … kamen mir jetzt nicht so bedrohlich vor, dass Planänderungen erwogen werden müssten. Die Biografie von David Foster Wallace, der neben diesem essayistisch-lustigen auch richtig tiefsinnige Texte geschrieben hat, liest sich übrigens wie eine Darstellung für Mediziner, was bei der Behandlung einer Depression alles so schiefgehen kann (Selbstmord mit 46). Da nimmt sich die Unterdrucktoilette noch harmlos aus. Bei uns versagte sie in den ersten Reisetagen manchmal den Dienst, was zu wenig erfreulichen Raumluftverschlechterungen und auch kurzzeitigen Stimmungsverdüsterungen führte. Weitere Recherchen in Richtung Kreuzfahrt endeten schlichtweg desaströs: Die Fülle der auf dem Markt befindlichen Ratgeber ist -vornehm formuliert- wenig erhellend. Wenn komisch, dann motivisch bei Wallace abgekupfert, wenn Lebenshilfe, dann so hilfreich wie Turbo-Diätratgeber („Bikinifigur in 7 Tagen!“).

Die Frühstücksharpune (für Bilder: anklicken)

Menschen am Buffet Zu diesem Thema gibt es ja viele heitere Geschichten. Angefangen von Witzen über die Gabel, die in der Hand steckt, bis Reinhard Mey, bei dem das Kalte Buffet in eine heiße Schlacht ausartet, das Geschehen hat oft kurzweilige Aspekte für den Beobachter, weswegen ich immer gerne in der Nähe der Futterausgabestelle sitze. Das Buffet auf der Azamara ist leider insofern unspektakulär, als die Mehrzahl der Beteiligten ordentliches Benehmen und gepflegte Zurückhaltung zeigen. Später an den Tischen kann man zwar den Unterschied zwischen Weltbürgern und Amerikanern daran erkennen, dass letztere den Gebrauch von Messer und Gabel eher frei interpretieren.